Johannes Heesters tritt erstmals seit 44 Jahren wieder in seiner Heimat auf. Doch er braucht Polizeischutz - Demos sind angekündigt.
Unter dem Schutz von Polizei und Wachdiensten tritt der 104-jährige Operettensänger am Samstag wieder in seiner niederländischen Heimat auf. Wegen seiner umstrittenen Karriere im nationalsozialistischen Deutschland wurde er dort bislang boykottiert. Linke Gruppen haben für Samstag Protestaktionen angekündigt. Heesters sagte am Donnerstag, er werde bei dem Auftritt ein "komisches Gefühl" haben.
"Freue mich sehr darauf"
Dennoch zeigte er sich
optimistisch. "Es geht gut. Wir sind beruhigt ein bisschen nach der
Krankheit", sagte der 104-Jährige, der sich am Neujahrsmorgen bei einem
Sturz in seinem Tiroler Ferienhaus mehrere Rippen gebrochen hatte. "Jetzt
geht's nach Holland. (...) Darauf freue ich mich sehr."
Ausverkauftes Konzert
Im Theater "De Flint" in seiner
Geburtsstadt Amersfoort will "Jopie" eine Probe seines Könnens geben.
Ehefrau Simone Rethel moderiert den Abend, bei dem auch Filmaufnahmen
gezeigt werden sollen. Theaterdirektor Pieter Erkelens hat Verständnis für
Kritik an dem Sänger, hält die Proteste jedoch für "ein bisschen
übertrieben". "Es gibt keinen Beleg dafür, dass Heesters etwas völlig falsch
gemacht hat. Er ist niemals wegen strafbarer Dinge verurteilt worden", sagte
Erkelens. Das Konzert ist schon lange ausverkauft.
Lieblingssänger der Nazis
Nachdem Heesters als
Operetten-Tenor in den Niederlanden alles erreicht hatte, setzte er seine
Karriere 1935 in Deutschland fort. Er blieb dort auch, als seine Landsleute
unter der deutschen Besetzung litten und wurde zum Lieblingssänger führender
Nazis. Er selbst hat wiederholt beteuert, niemals mit den Nazis
sympathisiert zu haben.
Demos in KZ-Häftlingskleidung
Das "Aktionskomitee Heesters
Raus" hat zu einer Mahnwache mit Fackeln vor dem Theater in Amersfoort
aufgerufen. Einzelne wollen versuchen, in der Kleidung von KZ-Häftlingen ins
Publikum zu kommen - eine Anspielung auf Heesters' Besuch im
Konzentrationslager Dachau 1941. Bei einem parallel veranstalteten
Gegenkonzert sollen Werke von Musikern gespielt werden, die in
Konzentrationslagern umgebracht wurden.