Das Parlament berät gerade über ein Gesetz, dass lange Gefängnisstrafen für Homosexuelle vorsieht.
Julian Pepe lebt in Angst vor Einschüchterungsversuchen durch die Polizei, Beschimpfungen und körperlichen Angriffen durch selbst ernannte Hüter von Ordnung und Moral. Das "Verbrechen" der hochgewachsenen schlanken Frau: Sie ist nicht nur homosexuell, sondern kämpft öffentlich für die Rechte der Schwulen und Lesben in ihrer Heimat Uganda.
Homosexuelle werden in dem ostafrikanischen Land nicht nur sozial geächtet und als "unafrikanisch" abgelehnt, ihnen drohen auch lange Gefängnisstrafen, wenn ein Gesetz in Kraft tritt, über das das Parlament in Uganda derzeit berät und das im kommenden Monat verabschiedet werden soll. Immerhin mehren sich Hinweise, dass nach internationalen Protesten zumindest die Todesstrafe für Homosexuelle aus dem Gesetzestext gestrichen wird.
In Polizeirevier gezerrt
Einschüchterungsversuche sind der
29-jährigen nicht fremd. Im vergangenen März wurde sie festgenommen und
stundenlang verhört, bis die Polizei sie schließlich doch wieder laufen
ließ. Bei anderen Gelegenheiten zerrten Polizeibeamte in Zivil Pepe in
Polizeireviere, beschimpften und beleidigten sie. "Ich fragte sie, warum ich
festgenommen wurde, aber sie sagten nur, dass Leute wie ich sterben sollten"
erinnert sie sich. "Eine Polizistin sagte mir, sie wünschte, dass (der
frühere ugandische Diktator) Idi Amin noch am Leben wäre. Wenn er den Tod
aller Schwulen und Lesben anordnete, würde sie persönlich zum
Erschießungskommando gehören."
Auch Strafen für Verwandte
Nach dem geplanten Gesetz sollen
künftig nicht nur Homosexuelle bestraft werden, sondern auch Verwandte oder
Freunde, die sie nicht denunzieren. Bis zu fünf Jahre Haft droht denjenigen,
die die Behörden nicht über Homosexuelle in ihrer Familie, am Arbeitsplatz
oder im Bekanntenkreis informieren. Bestraft werden sollen auch Hotels und
Wohnungsbesitzer, die an homosexuelle Paare Zimmer vermieten. Mit bis zu
sieben Jahren Haft werden Druck und Verbreitung von "pornografischem"
Material geahndet, das Homosexualität zeigt. Vertreter von Anti-Aids-Gruppen
befürchten, dass von diesem Verbot auch ihr Aufklärungsmaterial betroffen
sein wird.
"Ich bin lesbisch, und das bin ich seit meiner Kindheit", sagt Julian Pepe, die sich bei "Sexual Minorities", einer Gruppe für die Rechte Homosexueller, engagiert. Das geplante Gesetz ist für sie nicht nur verfassungswidrig, sondern ermöglicht eine regelrechte Hexenjagd. "Das Gesetz verletzt das Recht auf Privatsphäre und macht Bürger zu Spitzeln gegen ihre Mitmenschen."
Nach Verlobung verhaftet
Dabei leiden Pepe und ihre Partnerin
schon jetzt unter Intoleranz, anonymen Drohanrufen und E-Mails voller
Beleidigungen und Schmähungen. "Die meisten Anrufe kommen von Männern",
sagte Pepe. "Leute wie ihr gehören nicht in dieses Land", heißt es darin.
Steine werden immer wieder gegen Pepes Haus geschleudert.
Intoleranz erfahren Schwule und Lesben auch in zahlreichen anderen afrikanischen Staaten. In Malawi wurde kürzlich ein homosexuelles Paar festgenommen, weil die beiden Männer sich ganz offiziell verlobt hatten und heiraten wollten. Der für Ethik und Integration zuständige ugandische Minister James Nsaba Buturo jedenfalls sieht sein Land wegen der Gesetzespläne zu Unrecht in der Kritik. "Es ist nicht wahr, dass Homosexuelle verfolgt werden", sagte er kürzlich. "Unsere Position ist: Uganda ermutigt keine Homosexualität."