Im Irak wurde offenbar die Nummer Zwei des regionalen Terrornetzwerks verhaftet. Laut Behörden leide die Organisation nun unter einer " schweren Führungskrise".
Ein hochrangiges Mitglied, offenbar die Nummer Zwei, des irakischen Zweigs des Terrornetzwerks Al Kaida ist festgenommen worden. Dies erklärte der nationale Sicherheitsberater des Landes am Sonntag. Der Verdächtige heiße Hamed Juma Faris al-Suaidi, sei aber auch als Abu Humam oder Abu Rana bekannt. Er stehe in der Rangfolge direkt hinter Abu Ayyub al-Masri. Der Festgenommene sei für den Anschlag auf ein Heiligtum der Schiiten in der Stadt Samarra im Februar verantwortlich.
"Schwere Führungskrise"
Saidi habe sich in einem Privathaus verschanzt gehabt, wo er Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde einsetzen wollte, sagte der irakische Sicherheitsberater. Hinweise auf Saidis Aufenthaltsort erhielten die irakischen Behörden nach dem Tod Zarkawis, der am 7. Juni bei einem US-Luftangriff getötet wurde. Das Terrornetzwerk leide nun unter einer "schweren Führungskrise" . Al-Masri war nach dem Tod des jordanischen Top-Terroristen Abu Mussab al-Zarqawi im Juni zu dessen Nachfolger bestimmt worden. Al-Zarqawi war bei einem US-Luftangriff nahe Bakuba, etwa 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, getötet worden.
Derweil ist am Wochenende der schrittweise Rückzug der USA aus der militärischen Verantwortung im Irak ins Stocken geraten. In letzter Minute verzögerte sich die Übergabe des militärischen Kommandos über die neue irakische Armee an die Regierung in Bagdad. Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki forderte eine größere Unabhängigkeit vom US-Militär. Über die Formulierung eines Dokuments, das die künftige Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften regeln soll, sei noch keine Einigkeit erzielt worden, hieß es aus Kreisen des irakischen Verteidigungsministeriums. Die Iraker verlangten volle Kontrolle und Entscheidungsfreiheit über ihre Armee.
Schreckgespenst Bürgerkrieg
Laut dem US-Verteidigungsministerium ist die Sicherheitslage im Irak derart prekär, dass sie in einen Bürgerkrieg abgleiten könnte. Einem am Freitag veröffentlichten Bericht zufolge ist die Zahl der Anschläge in dem Golfstaat in den vergangenen drei Monaten um rund ein Viertel auf knapp 800 pro Woche gestiegen. Die Zahl irakischer Gewaltopfer habe sich sogar um mehr als die Hälfte auf fast 120 pro Tag erhöht. Die größte Bedrohung gehe mittlerweile von der Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten aus.
US-Präsident Bush betonte jedoch in seiner wöchentlichen Radioansprache, nur ein geringer Anteil der Iraker sei an der Gewalt zwischen den Religionsgruppen beteiligt. Er kündigte eine Ausweitung der Sicherheitsoffensive in Bagdad an. Die USA haben ihre Truppen dort in den vergangenen Wochen auf 15.000 Soldaten aufgestockt. Die ersten Ergebnisse seien ermutigend, sagte Bush.
Die US-Truppen übergaben unterdessen das Gefängnis Abu Ghraib im Westen Bagdads an irakische Sicherheitskräfte. "Es ist nun leer und hat keine Insassen mehr", sagte Regierungssprecher Ali al-Dabbagh. Über eine künftige Nutzung des Skandalgefängnisses werde noch nachgedacht.
Bisher 2.600 GIs getötet
Erneut kamen am Sonntag zwei US-Soldaten bei einem Anschlag im Irak ums Leben. Ihr Fahrzeug wurde im Osten der Hauptstadt von einer am Straßenrand versteckten Bombe getroffen, wie die amerikanischen Streitkräfte mitteilten. Seit Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 sind nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP mehr als 2.600 US-Militärangehörige getötet worden.
Kurz vor dem fünften Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September hat der weltweite Vizechef des Terrornetzwerks Al Kaida, Aiman al-Zawahiri, die US-Bürger zum Übertritt zum Islam aufgefordert. In der am Samstag im Internet veröffentlichten Videobotschaft trat Zawahiri gemeinsam mit dem zum Islam konvertierten US-Bürger Adam Gadahn auf, der in seiner Heimat wegen mutmaßlicher Zugehörigkeit zur Al Kaida polizeilich gesucht wird. Dieser appellierte an seine Landsleute, den "richtigen Weg" einzuschlagen und zu konvertieren, bevor es zu spät sei. Eine Sprecherin des Weißen Hauses sagte, die Erklärung zeige die "verdrehte Sicht" der Terroristen auf den Islam. Sie kündigte eine genaue Prüfung des Videos an. Zawahiri wendet sich regelmäßig per Videoaufzeichnung an die Öffentlichkeit. Ende Juli hat er wegen der israelischen Militäroffensive im Libanon mit neuen Terroranschlägen gedroht. Hinter Osama bin Laden gilt Sawahiri weltweit als Nummer zwei des Al-Kaida-Netzwerks.