Der Ex-Spion wurde laut BBC ermordet, weil er für eine britische Firma ein belastendes Geheimdossier über eine "hochrangige Moskauer Figur" verfasst hat.
Die britische Polizei verfolgt nach Londoner Medienangaben in der Affäre um den Giftmord an dem russischen Ex-Spion Alexander Litwinenko eine neue Spur nach Moskau. Wie der Sender BBC am Samstag berichtete, hat ein anderer russischer Ex-Spion bei einer Befragung durch Scotland Yard ausgesagt, Litwinenko sei ermordet worden, weil er für eine britische Firma ein belastendes Geheimdossier über eine "hohe Kreml-Figur" zusammengestellt habe.
Achtseitiges Dossier
Bei dem anderen Ex-Agenten handelt es sich
laut BBC um den in Washington lebenden Russen Juri Schwets. Dieser habe mit
Litwinenko geschäftliche Beziehungen unterhalten. Nach Angaben von Schwets
verfügt Scotland Yard inzwischen über eine Kopie des von Litwinenko
angefertigten achtseitigen Dossiers.
Einzelheiten verraten
Das nicht näher bezeichnete britische
Unternehmen habe den Bericht mit internen wirtschaftlichen und politischen
Informationen als Entscheidungshilfe vor einer eventuellen
Millionen-Investition in Russland in Auftrag gegeben, erklärte Schwets. Es
seien jedoch Einzelheiten des belastenden Papiers an die nicht näher
bezeichnete "hochrangige Moskauer Figur" verraten worden.
Daraufhin soll die Ermordung Litwinenkos angeordnet worden sein. Litwinenko
war - vermutlich am 1. November in London - mit der radioaktiven Substanz
Polonium 210 vergiftet worden. Er starb daran am 23. November.
Schlechter Charakter?
Indes erklärte der russische
Verteidigungsminister Sergej Iwanow, dass Litwinenko seinerzeit wegen seines
schlechten Charakters gefeuert wurde. "Er war nie ein Spion, und er
wusste nie etwas von wirklichem Wert, das er irgendeinem ausländischen
Geheimdienst hätte sagen können", so Iwanow. Litwinenko war
zu der Zeit aus dem FSB entlassen worden, als der Dienst vom heutigen
Präsidenten Wladimir Putin geleitet wurde. Auf seinem Sterbebett machte er
Putin für seinen qualvollen Tod verantwortlich. Die russische Regierung hat
die Vorwürfe zurückgewiesen.
Entwarnung in Hamburg
Die Untersuchungen auf radioaktives
Polonium in Hamburg stehen vor dem Abschluss. Die Testergebnisse der
Angehörigen von Litwinenko-Kontaktmann Dimitrij Kowtun zeigten keine Spuren
des Gifts. Untersucht wurden Kowtuns Ex-Frau, ihre beiden Kleinkinder und
ihr Lebensgefährte. Das Ergebnis für eines der beiden Kinder stand am
Samstag noch aus und wird für nächste Woche erwartet. Auf Grund der
vorliegenden Ergebnisse, die alle im Bereich natürlicher Schwankungen
liegen, werden aber auch für das Kind keine erhöhten Werte erwartet.