Nach der angeordneten Ausweisung aus Argentinien ist der Holocaust-Leugner und Piusbruder Bischof Richard Williamson zunächst untergetaucht.
Der Leiter der Ausländerbehörde, Fernando Manzanares, sagte am Freitag, die Ausweisungsandrohung werde dennoch sofort am Wohnsitz des 68-jährigen Briten in der Hauptstadt Buenos Aires wirksam zugestellt. Wenn er nicht binnen zehn Arbeitstagen das Land verlassen habe, werde Haftbefehl beantragt. Das Echo auf die Entscheidung der Regierung von Präsidentin Cristina Kirchner war überwiegend positiv. Das südamerikanische Land, in dem unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Nazi-Kriegsverbrecher unterkamen, hat sich inzwischen stark gewandelt.
Lob für Ausweisung
"Wir begrüßen die Entscheidung, für die
auch wir uns eingesetzt haben", sagte der Vize-Präsident des jüdischen
Dachverband Daia in Argentinien, Angel Schindel. Er hoffe nun, dass eine
Gesetzesinitiative der Regierung, die Leugnung der Shoa wie in Deutschland
auch in Argentinien unter Strafe zu stellen, Erfolg haben werde. Auch der
Jüdische Weltkongress (WJC) wertete die Ausweisungverfügung als "positives
Zeichen". Der Präsident des WJC, Ronald S. Lauder, lobte die Regierung
Kirchner in einer Erklärung aus New York für ihre "mutige Entscheidung". Er
hoffe, dass Argentiniens Beispiel Schule machen und auch andere Länder dazu
bringen werde, gegen Antisemitismus und die Verleugnung des Holocaust
einzuschreiten.
Katholische Kirche Argentiniens und Vatikan schweigen
In dem
Priesterseminar La Reja, das die erzkonservative Bruderschaft westlich von
der Hauptstadt Buenos Aires betreibt und das Williamson bis vor kurzem
leitete, sagte ein Priester, der Bischof habe schon am Vortag nicht mehr am
gemeinsamen Abendessen teilgenommen. Sein derzeitiger Aufenthalt sei
unbekannt. Auch in einer anderen Kirche der Bruderschaft im Zentrum der
Hauptstadt erhielt dpa die Auskunft, man wisse nicht, wo sich Williamson
aufhalte. Auf der argentinischen Internetseite "Panorama Católico
Internacional", die in der Vergangenheit Erklärungen von Williamson
veröffentlichte, wurde die angedrohte Abschiebung hingegen als "Endlösung"
im Fall Williamson kritisiert.
Ein Sprecher des Innenministeriums, das den Bischof am Donnerstag ultimativ aufgefordert hatte, das Land binnen zehn Tagen zu verlassen, sagte auf Anfrage, auch den Behörden sei unbekannt, wo sich Williamson zurzeit aufhalte. Manzanares betonte, die angedrohte Ausweisung sei grundsätzlich anfechtbar. Jedoch sei die aufschiebenden Wirkung eines Widerspruchs nur von begrenzter Dauer. Der Erlass war formell mit "falschen Angaben" begründet worden, die Williamson bei der Beantragung der Aufenthaltserlaubnis gemacht habe. Allerdings war klar, dass der eigentliche Grund die Leugnung der Shoa war, die nach Worten des Innenministeriums "Argentinien, das jüdische Volk und die ganz Menschheit beleidigt" hätten. In welches Land Williamson eventuell ausreisen würde, war unbekannt.
Weltweite Empörung ausgelöst
Die Rücknahme der
Exkommunizierung von Williamson und drei weiteren Pius-Bischöfen durch Papst
Benedikt XVI. im Jänner hat weltweite Empörung ausgelöst. Williamson hatte
in einem fast zeitgleich ausgestrahlten TV-Interview behauptet, während der
Nazi-Diktatur seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000
in Nazi-Lagern ums Leben gekommen und keiner von ihnen in Gaskammern.