Deutscher Verteidigungsminister geriet unter Beschuss von afghanischen Rebellen.
Mitten in der Diskussion über eine Gefechtstruppen-Verstärkung in Afghanistan hat der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die Gefahren am Hindukusch unmittelbar erlebt. Seine Hubschrauber-Gruppe wurde am Freitag beim Besuch in der Region Kunduz mit Infanteriewaffen beschossen. Entsprechende Zeitungsberichte wurden am Sonntag aus Kreisen des Verteidigungsministeriums bestätigt.
Hubschrauber konnten Flug fortsetzen
Als Guttenberg von Kunduz
nach Termes (Usbekistan) flog, hätten Aufständische auf die drei
Bundeswehr-Helikopter gefeuert. Wie die "Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung" und die Zeitung "Bild am Sonntag" berichteten, wurde der
Zwischenfall dem Minister noch während des Fluges mitgeteilt. Die
Hubschrauber vom Typ CH-53 konnten den Flug fortsetzen. An Bord des
Hubschraubers, in dem der Minister flog, war auch
Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan.
Guttenberg hatte in Kunduz das deutsche Feldlager besucht. Am Mittwoch war ein Bundeswehr-Hubschrauber desselben Typs ebenfalls mit automatischen Waffen beschossen und getroffen worden. Er trug den Zeitungsberichten zufolge vier Treffer in einem Zusatztank davon.
Deutschland wolle Mitte Jänner eine zusätzliche Einsatzkompanie mit 120 Soldaten ins nordafghanische Kunduz entsenden, hatte Guttenberg am Freitag zum Abschluss seines Besuchs in der Unruheregion angekündigt. Die Truppen sollen die dort bereits stationierten 450 Eingreifkräfte verstärken - also jene Soldaten, die sich im Ernstfall Gefechte mit den Taliban liefern.
Unangekündigter Besuch in Kunduz
Guttenberg war Freitag früh
zu einem aus Sicherheitsgründen nicht angekündigten Besuch in Kunduz
eingetroffen. Er wollte sich ein Bild von der Lage in der Region machen, wo
am 4. September auf Befehl eines deutschen Obersts zwei von den Taliban
gekaperte Tanklastwagen bombardiert worden waren. Dabei kamen nach Angaben
der NATO bis zu 142 Menschen ums Leben - Aufständische, aber auch Zivilisten.
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übernahm inzwischen die Formulierung des neuen Verteidigungsministers, der von "kriegsähnlichen Zuständen" in Teilen Afghanistans spricht. Sie warb zugleich für eine neue Afghanistan-Konferenz Anfang 2010. Dort müsse eine Perspektive festgelegt werden, bis wann die afghanische Regierung selbst für die Sicherheit im Land sorgen könne. Derzeit sind in Afghanistan etwa 4.500 deutsche Soldaten im Einsatz.