Wiener Tempel-Sturm
Indiens Punjab versinkt im Chaos
25.05.2009
Tote, Verletzte, Ausgangssperre: Die Provinz Punjab in Indien versinkt im Chaos.
Einen Tag nach der Schießerei in einem Wiener Sikh-Gebetshaus ist keine Beruhigung der Lage im nordindischen Bundesstaat Punjab in Sicht. "Die Situation in Punjab ist nicht gerade normal", sagte der indische Innenminister P. Chidambaram am Montag laut einheimischen Medienberichten. Er widersprach damit dem Regierungschef von Punjab, Parkash Singh Badal, der die Lage am Montagabend als "normal" bezeichnete.
Soldaten in Krisenregion geschickt
Die Zentralregierung schickte
am Montag 2.500 weitere Soldaten und einen Hubschrauber nach Punjab, nachdem
sich die Proteste gegen den Angriff auf zwei Sikh-Gurus vom Regionalzentrum
Jalandhar auf die benachbarten Bezirke ausgebreitet hatten. Bereits am
Sonntagabend waren hunderte Anhänger der angegriffenen Gurus auf die Straßen
gegangen, hatten alle Zufahrtswege zur Stadt Jalandhar blockiert, dutzende
Fahrzeuge demoliert und Züge in Brand gesteckt.
Unmittelbar nach Beginn der Proteste hatte die Regionalregierung am Sonntagabend "vorsorglich" eine Ausgangssperre in Jalandhar verhängt, wo besonders viele Anhänger des in Wien schwer verletzten Predigers Sant Niranjan Dass leben. Am Montag wurde diese Maßnahme auch auf die benachbarten Städte Ludhiana, Phagwara und Hoshiarpur ausgeweitet. Innenminister Chidambaram kritisierte jedoch, dass die Ausgangssperre von den Regionalbehörden nicht durchgesetzt werde, und auf den Straßen weiterhin Protestierende zu sehen seien.
Zwei Tote
Zwei Menschen kamen durch Schüsse der Sicherheitskräfte
ums Leben. Nach Angaben der "Hindustan Times" wurden bei den
Auseinandersetzungen am heutigen Montag über 30 Menschen verletzt, darunter
18 Polizisten. In Ludhiana versuchte die Menge ein Regierungsgebäude zu
stürmen, plünderte eine Tankstelle und beschädigte zwölf Autos, berichtet
die Nachrichtenagentur "United News of India". Außerdem wurden vier Busse in
Brand gesetzt, und in Jalandhar demolierte der Mob 20 Eisenbahnwaggons.
Verwirrung um Angreifer-Zahl
Aufhorchen ließ indes der
Polizeichef von Punjab, K. K. Attri. Er sagte vor Journalisten, dass die
beiden Sikh-Prediger Sant Niranjan Dass und Sant Rama Nand in dem Wiener
Gebetshaus von insgesamt fünf Personen angegriffen wurden. "Drei der fünf
Angreifer wurden von den Anwesenden zu Tode geprügelt", sagte Attri vor
Journalisten.
Tatsächlich hat es nach bisherigen Erkenntnisstand bei dem Zwischenfall in dem Gebetshaus unter den Angreifern keine Todesopfer gegeben. Die österreichische Polizei spricht von vier schwer verletzten Angreifern. Der Prediger Sant Rama Nand erlag in der Nacht auf Montag seinen schweren Verletzungen, während Glaubensführer Sant Niranjan Dass nach indischen Botschaftsangaben mittlerweile wieder wohlauf ist und bald aus dem Krankenhaus entlassen werden dürfte.