Miese Planung

Briten-Einmarsch im Irak war Lachnummer

23.11.2009

Laut einem Regierungsbericht waren Strategie, Ausrüstung und Vorbereitung der Invasion 2003 mehr als mangelhaft.

Zur Vollversion des Artikels
© AP
Zur Vollversion des Artikels

Schlechte Ausrüstung, überstürzter Einsatz und keinen Plan: Beim Einmarsch britischer Soldaten in den Irak ist es laut einem Regierungsbericht zu gravierenden Pannen gekommen. Die ganze Operation sei schlecht vorbereitet, die Soldaten seien sowohl für den Kampfeinsatz als auch für die anschließende Besatzungszeit schlecht ausgerüstet gewesen.

Demnächst beginnen die Anhörungen zur parteiübergreifenden Untersuchung des Irak-Kriegs.

Kriegspläne viel früher
Zudem könnte der damalige Premierminister Tony Blair die Öffentlichkeit getäuscht haben. Den Unterlagen zufolge hat es schon im Februar 2002 Pläne für eine Invasion und einen Sturz des Regimes von Saddam Hussein gegeben. Blair hatte zu dieser Zeit angegeben, dass es Großbritannien nur um Abrüstung gehe und keine militärischen Aktionen geplant seien.

Kein Konzept - schlechte Ausrüstung
Zu den Dokumenten gehörten auch Niederschriften von Aussagen hochrangiger Militärs, die ihrem Ärger über eine schlechte Vorbereitung der Invasion Luft machen. Demnach habe es bei den Plänen für den Einmarsch im März 2003 kein Konzept für den Fortgang der Operation nach dem Fall der Hauptstadt Bagdad gegeben. Zudem seien Pannen beim Nachschub aufgetreten. Schutzwesten seien nicht rechtzeitig zum Kampfeinsatz eingetroffen, auch an Stiefeln und Schutz gegen chemische Waffen habe es gefehlt.

Lachhafte Planung
Manche Soldaten, die mit zivilen Fluggesellschaften eingeflogen wurden, hätten ihre Ausrüstung als Handgepäck befördern müssen. Zudem seien Waffen von Sicherheitsbehörden an Flughäfen einbehalten worden. Manche Soldaten hätten nur fünf Schuss Munition gehabt. Weil die Funkgeräte der Armee die Hitze nicht vertrugen, hätten sich Soldaten mit Handys verständigen müssen.

Gegner nur drittklassig
Zwar sei der Kampfeinsatz als deutlicher militärischer Erfolg eingeschätzt worden, allerdings sei der Gegner auch eine drittklassige Armee gewesen. "Ein fähigerer Gegner hätte die Unzulänglichkeiten schwer bestraft", heißt es in dem Regierungsbericht.

Keine Massenvernichtungswaffen
Bei der Untersuchung des Irak-Krieges, die Ende Juli formell begonnen hatte, wird bei den mehrmonatigen Anhörungen auch Ex-Premier Blair aussagen. Blair hatte Großbritannien an der Seite der USA 2003 in den Irak-Krieg geführt - trotz großen Widerstandes im eigenen Land. Nach dem Einmarsch kam jedoch heraus, dass der Irak nicht - wie behauptet - über Massenvernichtungswaffen verfügte.

Kritiker bemängelten, dass ein Ergebnis der Untersuchung nicht vor den Wahlen im nächsten Jahr erwartet wird. Bei der Untersuchung handelt es sich nicht um einen Gerichtsprozess, weshalb es keine strafrechtlichen Konsequenzen geben wird. Opposition und Menschenrechtsgruppen hatten seit Jahren eine unabhängige Untersuchung gefordert.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel