Bei Irak-Besuch

Irakischer Reporter bewarf Bush mit Schuhen

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Der scheidende US-Präsident machte einen Überraschungsbesuch im Irak, dort wurde er nicht gerade herzlich empfangen.

Ein irakischer TV-Reporter hat US-Präsident George W. Bush am Sonntag auf arabisch als "Hund" beschimpft. Zugleich versuchte er, Bush mit seinen Schuhen zu bewerfen, verfehlte sein Ziel aber. Bush war zu einem Abschiedsbesuch in Bagdad und stellte sich auf einer Pressekonferenz mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki Journalistenfragen. "Das ist Dein Abschiedskuss, Du Hund! Das ist von den Witwen, den Waisen und all denen, die im Irak getötet wurden!"

Unrein
Schuhe gelten im Islam als unrein, so müssen sie beim Betreten einer Moschee immer ausgezogen werden. Jemanden mit Schuhen zu bewerfen, ist daher eine ganz besonders schlimme Form, Verachtung zu bekunden. Nach dem Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein im April 2003 gingen Bilder um die Welt, wie Iraker mit Schuhen auf dessen Statue einschlugen.

Bush fühlte sich nicht gestört
Sicherheitsbeamte brachten den um sich schlagenden und schreienden Mann aus dem Raum. Bush bat um Ruhe und sagte: "Das stört mich nicht." Später meinte er zu Journalisten, er habe "sich nicht im Mindesten bedroht gefühlt".

Er wird zu einer Art "Volksheld"
Der Journalist ist dadurch für einige seiner Landsleute zum Helden geworden. "Wir gratulieren ihm zu seinem mutigen Auftreten", erklärte die regierungskritische irakische Nachrichtenagentur INA. Der sunnitische Rat der Religionsgelehrten sprach von einem "historischen Moment", in dem Bush und der Weltöffentlichkeit gezeigt worden sei, "was die Iraker von der Besatzung halten".

Der private irakische TV-Sender Al-Bagdadiya fordert unterdessen die Freilassung des irakischen Reporters. Al-Bagdadiya bitte die iranischen Behörden um die sofortige Freilassung ihres Kollegen Montasser al-Said, ließ der Fernsehsender verlautbaren. Gleichzeitig hat die regierungskritische irakische Nachrichtenagentur INA eine Solidaritäts-Internetkampagne ins Leben gerufen, um den verhafteten Journalisten zu unterstützen.

Großes Lob für den Schuhwerfer
Die Familie des irakischen Journalisten hat am Montag Gratulationen von begeisterten Irakern entgegengenommen. "Mein Onkel ist ein Held", sagte ein Kind aus der Familie von Montasser al-Saidi, während der arabische TV-Sender Al-Dschasira die Gratulanten filmten. Dabei hielt der Neffe des Journalisten stolz ein Paar Schuhe seines Onkels vor die Kamera.

Schuhe sollen versteigert werden
Laut Al-Arabiya will ein 60 Jahre alter Mann aus Saudi-Arabien Geld sammeln, um die "Schuhe der Freiheit" zu ersteigern. In den Hochburgen des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr im Irak demonstrierten am Montag Hunderte gegen den Bush-Besuch und für den Schuhwerfer. Einige von ihnen hielten dabei alte Schuhe in die Höhe.

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© oe24

Foto: (c) AP

Schuh wird zum Symbol des Widerstandes
Ein offenes Ohr fand der Schuhwerfer, der irakische Fernsehjournalist Montasser al-Saidi, zweifellos auch im Bagdader Armenviertel Sadr City, der Hochburg des radikalen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr. Dessen Anhänger zogen am Montag zu Tausenden durch die Straßen und forderten die Freilassung al-Seidis, der nach dem Zwischenfall festgenommen wurde. "Bush, Bush, hör gut zu: Auf Deinen Kopf zwei Schuh!", skandierten sie in Sprechchören.

Schuh-Größe 44
Der US-Präsident selbst spielte den Vorfall herunter. "Ich bin sehr gut im Ausweichen, wie Ihr bestimmt schon gemerkt habt", scherzte er vor Journalisten. "Und Euren Fragen werde ich auch ausweichen." Zu den Schuhen selbst merkte er an: "Sie waren Größe 44." Etwas ernster fügte Bush hinzu: "Es war einfach ein sehr bizarrer Augenblick, aber ich habe während meiner Präsidentschaft schon andere bizarre Momente erlebt."

Schlechtes Ansehen nach Irak-Krieg
Der US-geführten Invasion im Irak im Jahr 2003 folgten Jahre des Blutvergießens zwischen den verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen im Irak mit Zehntausenden Opfern. Der Krieg schädigte das Ansehen des Präsidenten und der USA nachhaltig. Bush verteidigt den Sturz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein allerdings auch wenige Wochen vor dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt.

Übereinkunft zu US-Truppenabzug 2011
Der US-Fernsehsender CNN meldete unter Berufung auf das Weiße Haus, unmittelbarer Anlass für den Besuch Bushs sei das Sicherheitsabkommen mit dem Irak, das vor drei Wochen vom irakischen Parlament verabschiedet wurde. Die Übereinkunft sieht einen Abzug der US-Truppen bis 2011 vor. Zugleich handelt es sich um den Abschiedsbesuch des scheidenden US-Präsidenten.

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© AP

Foto:(c) Reuters

Weiterflug nach Afghanistan
In Kabul betonte er am Montag nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai die Fortschritte des Landes seit dem US-geführten Einmarsch vor sieben Jahren. Fünf Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit sagte Bush aber auch, Afghanistan stünden noch "schwere Tage" bevor. Am Sonntagabend hatte er vor US-Soldaten am Flughafen in Bagdad gesagt, den Truppen sei es zu verdanken, dass der Irak heute "wesentlich freier, wesentlich sicherer und wesentlich besser dran ist" als zu Beginn seiner Amtszeit vor acht Jahren.

Bush sagte am Montag in Kabul, auch die Bedingungen in Afghanistan seien "viel besser, als sie es 2001 waren". Damals hätten "amerikanische Truppen mit Stolz das afghanische Volk befreit". Die radikalislamischen Taliban versuchten nun, an die Macht zurückzukehren. "Sie können den Gedanken einer freien Gesellschaft nicht ertragen." Die USA würden Afghanistan zum Erfolg verhelfen, "egal, wie lange es dauert". Daran hätten die USA ein strategisches und moralisches Interesse. Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert.

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Der Journalist wird seit seiner Aktion als Held gefeiert.

Viele Menschen protestieren nun im Irak.

Kinder spielen in Baghdad mit den Schuhen des berühmten Journalisten.

Andererseits fordern sie die Freilassung ihres neuen Volkshelden, der seit dem Schuh-Wurf während einer Pressekonferenz in Haft ist.

Einerseits velangt die Bevölkerung den Truppenabzug der Amerikaner aus dem Irak.

Weltweit Gesprächsthema Nummer 1: Nicht nur in den arabischen Ländern hat das Schuh-Attentat für Aufregung gesorgt.

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