Wahl
Irans Konservative erreichen Mehrheit
14.03.2008
Die meisten Stimmzettel sind bereits ausgezählt. Ein offizielles Endergebnis wird aber erst für Montag erwartet.
Im Iran haben die Konservativen Medienberichten zufolge bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit der Sitze errungen. Der staatliche Sender "Press TV" berichtete am Sonntag unter Berufung auf das Innenministerium, mindestens 163 der 290 Parlamentssitze gingen an die Konservativen. Das Reformlager, welches den Hardliner-Kurs von Präsident Mahmoud Ahmadinejad ablehnt, kann demnach bislang mit 40 Sitzen rechnen.
Die meisten Stimmzettel seien bereits ausgezählt, berichtete "Press TV" am Sonntag. Einige Sitze gingen demnach an unabhängige Kandidaten. In weiteren Fällen werde erst eine Stichwahl die Entscheidung bringen, hieß es. Nach Angaben des iranischen Innenministeriums hatten am Freitag rund 60 Prozent der 44 Millionen Wahlberechtigten der Islamischen Republik ihre Stimme abgegeben. Das offizielle Endergebnis könnte der Behörde zufolge am Montag verkündet werden.
Angesichts des Ausschlusses zahlreicher Kandidaten bewerteten viele Reformpolitiker das Abschneiden ihres Lagers dennoch als positiv. Die Position des Reformlagers könne zudem noch durch Stichwahlen gestärkt werden, sagte Reformpolitiker Javad Ranjbar. Zudem wurde weithin erwartet, dass auch ein mehrheitlich konservatives Parlament dem Präsidenten künftig das Regieren erschweren wird. Denn die Spaltung der Konservativen in kompromisslose Unterstützer Ahmadinejads einerseits und pragmatischere Kritiker andererseits dürfte sich Beobachtern zufolge vor den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr noch vertiefen. Demnach könnten sich einige Konservative mitunter auf die Seite der reformorientierten Kräfte schlagen und so die Verabschiedung von Gesetzen für den Präsidenten erschweren.
Das Reformlager hatte vor allem versucht, aus wirtschaftlichen Problemen wie etwa der hohen Inflation von derzeit 19 Prozent Kapital zu schlagen. Auch einige Konservative werfen dem Präsidenten vor, mit aus Ölexporten finanzierten staatlichen Subventionen und Almosen die Preissteigerung noch zusätzlich anzuheizen. Die Reformkräfte kritisieren zudem den Konfrontationskurs des Präsidenten im Atomstreit den westlichen Staaten. Die USA führen derzeit internationale Bemühungen an, den Iran mit Sanktionen zu belegen, um das Land zu einer Offenlegung seines Atomprogramms zu zwingen. Der Westen verdächtigt den Iran, den Bau von Atomwaffen anzustreben. Die Islamische Republik weist dies jedoch zurück.