Jetzt wollen die Teilnehmer der Islam-Konferenz gemeinsam die umstrittene Mozart-Aufführung "Idomeneo" in Berlin besuchen.
Die Wellen waren hochgegangen, weil die Intendantin die Oper aus Sorge über mögliche islamistische Anschläge vom Spielplan abgesetzt hatte.
Die Teilnehmer der deutschen Islam-Konferenz wünschen sich eine rasche Wiederaufnahme der "Idomeneo"-Oper in Berlin. Die 30 Konferenzteilnehmer wollen nach den Worten von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) vom Mittwoch dann auch gemeinsam in die Inszenierung gehen.
"Wir wollen versuchen - wenn wir Karten kriegen - dass alle Teilnehmer der Konferenz sie zusammen besuchen", sagte Schäuble nach dem ersten Treffen der Runde in Berlin. Dies sei "völlig einvernehmlich" die Haltung der Islam-Konferenz gewesen. Er halte dies für die richtige Art, eine Diskussion zu beenden, die in niemandes Interesse sei, fügte Schäuble hinzu.
Zum Hintergrund
Grund für das Absetzen der Mozart-Oper waren bei den Berliner Sicherheitsbehörden eingegangene Hinweise, dass Szenen der Inszenierung derzeit ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko für das Haus darstellten, ein Polizeisprecher sagte jedoch auf Anfrage, eine konkrete Gefährdung für das Opernhaus sei zur Zeit nicht bekannt.
Umstrittene Inszenierung
Bei der 1781 uraufgeführten Oper geht es um den Widerstand der Menschen gegen Opfergaben an die Götter. Die Inszenierung von Hans Neuenfels setzt sich mit den Weltreligionen, unter anderem auch mit dem Islam, auseinander. In der Neuenfels-Inszenierung, die bereits während der Premiere im Dezember 2003 auf heftige Publikumsproteste gestoßen war, präsentiert König Idomeneo die abgeschlagenen Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed und stellt sie auf vier Stühle. Die Szene hatte damals zu Tumulten im Opernhaus geführt. In den damaligen Besprechungen der Aufführung in Presse, Funk und Fernsehen war die Szene als radikale Abrechnung mit Religion und Religionskriegen verstanden worden. Neuenfels gilt Regisseur, der gern das Publikum provoziert.
Intendantin rechtfertigt sich
Intendantin Kirsten Harms sei von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) im August über einen anonymen Hinweis informiert worden, sagte sie am Dienstag. Um eine Gefährdung des Publikums und der Mitarbeiter auszuschließen, habe sie sich entschlossen, von der Wiederaufnahme des "Idomeneo" am 5., 8., 15. und 18. November abzusehen, hieß es in der Mitteilung des Opernhauses.
Vorfälle religiösen Zwists mehren sich
Im vergangenen Februar hatten Mohammed-Karikaturen in dänischen Zeitungen heftige Protest in islamischen Ländern ausgelöst. Vor knapp zwei Wochen hatte Papst Benedikt XVI. bei einer Rede in Bayern die Worte eines byzantinischen Kaisers aus dem Mittelalter zitiert, der scharfe Kritik am Propheten Mohammed geübt hatte. Dies hatte weltweit zu Protesten von Muslimen geführt. Der Papst hatte daraufhin die Wirkung seiner Worte bedauert.