Die Hamas hat den israelischen Geheimdienst Mossad für den gewaltsamen Tod verantwortlich gemacht.
Die israelische Armee hat zwei ranghohen Militärs eine Rüge erteilt, weil diese mit dem Einsatz von Artilleriefeuer in Wohngebieten während des Gaza-Kriegs Menschenleben gefährdeten. Ein israelischer Armeesprecher sagte am Montag weiter, es liefen noch 150 Untersuchungen gegen israelische Soldaten, davon mindestens 29 wegen des Verdachts einer kriminellen Absicht. Nach dem Vorwurf der Kriegsverbrechen während der dreiwöchigen Offensive vor einem Jahr hatte Israel am Freitag bei den Vereinten Nationen in New York eine schriftliche Antwort übergeben. Seitdem sind Details aus dem Dokument bekanntgeworden, wie der Fall der beiden ranghohen Offiziere.
Schreiben an Ban Ki-moon
Nach israelischen Medienberichten vom
Montag handelt es sich bei den gerügten Militärs um den Gaza-Kommandeur Ejal
Eisenberg und einen Brigadekommandeur der Infanterie-Einheit Givati. Am 15.
Jänner 2009 hatte die israelische Armee während eines Feuergefechts mit
militanten Palästinensern in Gaza ein Gebäude des UN-Flüchtlingshilfswerks
UNRWA getroffen, in dem Hunderte von Zivilisten Schutz gesucht hatten. Mit
dem Einsatz von Artilleriefeuer in zivilem Wohngebiet hätten die Militärs
ihre Kompetenzen überschritten und Menschenleben gefährdet, hieß es laut
Medienberichten in der Antwort Israels.
Nach dem Untersuchungsbericht des südafrikanischen Richters Richard Goldstone zum Gaza-Krieg wurde das UNRWA-Gebäude von drei Artilleriegranaten und sieben Phosphorbomben getroffen. Die Rüge bezog sich jedoch nach Angaben des Armeesprechers nur auf das Artilleriefeuer. Israel hatte in dem 46 Seiten langen Schreiben an UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon darauf hingewiesen, dass sein Militär die Anschuldigungen bereits gründlich untersucht habe. Auch die Palästinenser teilten Ban mit, dass sie einen Ausschuss aus angesehenen Richtern und Rechtsprofessoren gebildet hätten, der jetzt umfangreiche Ermittlungen einleiten werde.
Strafverfolgung droht
Ban will die Informationen am kommenden
Freitag (5. Februar) an die UNO-Vollversammlung weiterreichen. Das Gremium
hatte die beiden Konfliktparteien im November aufgefordert, innerhalb von
drei Monaten Untersuchungskommissionen einzusetzen, die dem Vorwurf der
Kriegsverbrechen unabhängig und glaubwürdig auf den Grund gehen. Israel hat
jedoch eine weitere Untersuchung bislang abgelehnt und hofft, mit der
schriftlichen Antwort entsprechenden Forderungen ausweichen zu können.
Während des Kriegs wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 1.400
Menschen getötet und weitere 5.500 verletzt. Auch 13 Israelis kamen ums
Leben.
Irit Kahan, ehemalige Leiterin der internationalen Abteilung der israelischen Generalstaatsanwaltschaft, sagte am Montag, die Militärs hätten möglicherweise eine Strafverfolgung vor einem internationalen Gericht zu befürchten. "Wenn der Vorfall als Kriegsverbrechen eingestuft werden sollte, ist aus internationaler Sicht ein Disziplinarverfahren der Armee nicht ausreichend", sagte sie dem israelischen Online-Dienst "ynet". Sie bemängelte die Tatsache, dass keine unabhängige israelische Untersuchungskommission zum Gaza-Krieg eingerichtet wurde. "Die ganze Sache würde dann anders aussehen", sagte sie.
Hamas-Funktionär stranguliert
Der mysteriöse Tod eines
Hamas-Funktionärs in Dubai hat Sorge vor Racheakten geweckt. Die
israelischen Streitkräfte bestätigten, dass sie ihren ranghohen Offizieren
im Ausland zu erhöhten Sicherheitsvorkehrungen geraten haben, nachdem die
Hamas Israel Vergeltung für den Tod Mahmud al Mabhouhs angedroht hatte.
Mabhouh soll eine zentrale Rolle beim Waffenschmuggel in den Gazastreifen
gespielt haben. Die Hamas hat den israelischen Geheimdienst Mossad für
seinen gewaltsamen Tod verantwortlich gemacht.
Mabhouh war nach israelischen Angaben maßgeblich an der Beschaffung moderner Raketentechnologie aus dem Iran beteiligt. Nach Hamas-Angaben wurde er am 20. Jänner in seinem Hotelzimmer in Dubai mit einem Stromschlag bewegungsunfähig gemacht und stranguliert. Frühere Hamas-Angaben, wonach Mabhouh vergiftet worden sei, wies ein Führer der Bewegung am Montag zurück.
Hamas-Mitglieder vor Gericht
Vor einem israelischen Gericht
wurden unterdessen zwei mutmaßliche Hamas-Mitglieder angeklagt, Anschläge
auf zivile Ziele in Israel geplant zu haben. Der 24-jährige Marad Kamel und
der 25-jährige Marad Namr sollen nach Informationen des Inlandsgeheimdienst
Shin Bet von der Hamas in Jordanien angeworben sein. Zu ihren Zielen
gehörten Busbahnhöfe in Beer Sheva und in Jerusalem, ein Einkaufszentrum in
Jerusalem, ein Tel Aviver Hotelviertel und ein Militärstützpunkt im Raum Tel
Aviv. Auf einem USB-Stick seien Fotos, Videos und Anschlagspläne gefunden
worden.