Nahostkonflikt
Israel greift Tunnelsystem in Gaza an
28.12.2008
Die Palästinenser durchbrachen unterdessen die Grenze nach Ägypten - Bislang gibt es fast 300 Tote. Israel will die Offensive noch ausweiten.
Im Zuge ihrer Großoffensive hat die israelische Luftwaffe am Sonntag auch das Tunnelsystem zwischen dem Gaza-Streifen und Ägypten angegriffen. Über 40 unterirdische Gänge wurden bombardiert. Die Tunnel werden u.a. dazu genutzt, Waffen, Munition und Versorgungsgüter in den Gaza-Streifen zu schleusen.
Artillerie in Stellung gebracht
Am Sonntagabend hat die Armee
erstmals in diesem Jahr Batterien von Artillerie-Geschützen nahe dem
Gazastreifen in Stellung gebracht. Offenbar ist nach den Luftangriffen ein
Einmarsch mit Bodentruppen geplant. Jeder Bodeneinsatz wird von Artillerie
unterstützt.
Palästinenser fliehen nach Ägypten
Palästinenser
durchbrachen die Grenze nach Ägypten. Israel und Ägypten haben den
Gazastreifen nach der Machtübernahme der Hamas im Juni 2007 von der
Außenwelt abgeriegelt. Mittlerweile hindert die ägyptische Polizei die
Palästinenser mit Warnschüssen am illegalen Grenzübertritt. Der
Grenzübergang wurde wieder geschlossen. Nach denjenigen, denen der
Grenzübertritt gelungen ist, wird gesucht.
Angriffe für länger geplant
Israels
Verteidigungsminister Ehud Barak kündigte am Sonntag eine Ausweitung der
Operation im Gazastreifen an. Der Bevölkerung müsse klar sein, dass der
Einsatz nicht leicht und nicht kurz sein werde. "Es gibt Zeiten der
Ruhe und Zeiten des Kampfes - jetzt ist die Zeit zum Kämpfen." Er
lehnt einen Waffenstillstand mit der Hamas ab. Ebensowenig könnten die USA
Waffenruhe mit Al-Kaida schließen oder hätte Deutschland sich dem Terror der
RAF beugen können.
"Es kann einige Zeit dauern"
Auch Ministerpräsident
Ehud Olmert signalisierte einen länger andauernden Waffengang: "Unser
Ziel ist es, eine grundlegende Verbesserung der Sicherheitslage im Süden
Israels zu erreichen. Das kann einige Zeit dauern". Die Hamas und
andere Extremisten beschießen die Südregion Israels seit langem mit Raketen.
Eine Wiederbesetzung des Gaza-Streifens ist aber nicht geplant.
Mehl und Medizin durchgelassen
Israel hat auf Bitten
internationaler Hilfsorganisationen die Lieferung einer begrenzten Menge an
Hilfsgütern in den Gazastreifen genehmigt. 30 Lastwagen mit rund 160 Tonnen
Mehl sowie Medikamenten wurden abgefertigt.
Israelische Mega-Offensive
Als Reaktion auf Raketen-Beschuss
radikaler Palästinenser hatte Israel am Wochenende die größte
Militäroffensive gegen den Gaza-Streifen seit dem Sechstagekrieg 1967
gestartet. Allein in den ersten 24 Stunden starben bis Sonntag fast 300
Menschen. Israel will mit dem Militäreinsatz den Raketenbeschuss auf seine
Grenzstädte auf ein Minimum reduzieren.
Palästinenser schlagen zurück
Mehr als 40 Raketen und
Mörsergranaten schlugen dafür von palästinensischer Seite auf israelischem
Boden ein. Die Raketen haben inzwischen eine immer größere Reichweite. Die
Palästinenser wollen Israel mit den Angriffen zwingen, die Blockade des
Gazastreifens zu beenden und alle Grenzübergänge unbefristet zu öffnen.
Arabische Welt entsetzt
In der arabisch-islamischen Welt stößt
die Gewalt der Israelis auf Wut und Ablehnung. In Ägypten, Syrien, dem
Libanon und Jordanien - aber auch in London und Paris - gingen Tausende auf
die Straße. Nachdem die Proteste in der britischen Hauptstadt gewaltsam
abliefen, wurden zehn Demonstranten festgenommen. Der Präsident des Iran,
Mahmoud Ahmadinejad prophezeite schon den "Kollaps des zionistischen
Regimes". Die Arabische Liga wird eine Dinglichkeitssitzung am Mittwoch
abhalten.
Österreichische Muslime haben für Freitag zu einer Großdemonstration aufgerufen.