Türkischer Premier

Israel ist "Gefahr für den Frieden"

12.01.2010

Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei haben sich extrem verschlechtert.

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Die israelisch-türkischen Beziehungen haben sich weiter empfindlich verschlechtert, nachdem das israelische Außenministerium einen als antisemitisch empfundenen türkischen Fernsehfilm zum Anlass für einen diplomatischen Eklat genommen hat. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat seinerseits den jüdischen Staat als "Gefahr für den Frieden" bezeichnet und sich damit auf die israelische Gaza-Offensive vom Vorjahr bezogen. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak will ungeachtet der Spannungen an seinem geplanten Türkei-Besuch festhalten.

Kriegsverbrecher und Kinderentführer
Der türkische Botschafter in Tel Aviv, Ahmet Oguz Celikkol, wurde am Montag in das israelische Außenministerium zitiert und von Vizeminister Dany Ayalon mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. Die israelische Regierung protestiere dagegen, dass Juden als Kriegsverbrecher und Kinderentführer dargestellt würden, hieß es in einem Kommuniqué des Außenamts. Dies könne nicht hingenommen werden, weil dadurch jüdische Leben in der Türkei gefährdet und die bilateralen Beziehungen beschädigt würden. Die türkische TV-Serie "Das Tal der Wölfe" habe Szenen zum Inhalt, in denen Vertreter des Staates Israel und Agenten des Geheimdienstes Mossad in einem "extrem negativen Licht" erschienen, und die geeignet wären, "zum Hass gegen Israel anzustacheln".

Israelische Medien berichteten unter Berufung auf Diplomatenkreise, dass die Regierung "jede Attacke auf den Staat Israel mit einer aggressiven Antwort" zu erwidern gedenke. Außenminister Avigdor Lieberman habe eigentlich den israelischen Botschafter aus Ankara abberufen wollen. Auch gab es Spekulationen, dass Lieberman die Türkei-Visite von Verteidigungsminister Barak torpedieren wolle.

"Gezielte Ermordung von Kindern"
Premier Erdogan hatte während eines Libanon-Besuches erklärt, dass Israel "gezielt palästinensische Kinder ermordet". Darauf reagierte das israelische Außenministerium mit der Äußerung: "Die Türken sind die Letzten, die dem Staat Israel und seiner Armee moralische Lektionen erteilen können, zumal Israel die moralischste Armee der Welt hat." Die türkische Filmgesellschaft Pana Film, die die Serie "Das Tal der Wölfe" produziert, erklärte, Israel habe sich nicht davon abbringen lassen, in Gaza Kinder zu beschießen, die in UNO-Einrichtungen Zuflucht gesucht hätten. In der TV-Serie würden nur den Tatsachen entsprechende Vorkommnisse gezeigt.

Barak will nach Angaben seines Büros an seinem für Sonntag geplanten Türkei-Besuch festhalten. Die Türkei hatte im Vorjahr ein Luftwaffen-Manöver mit israelischer Beteiligung in Zentralanatolien abgesagt. Die israelische Regierung hatte auf diesen Schritt mit großer Besorgnis reagiert. Ankara hatte indirekte Verhandlungen zwischen Israel und Syrien vermittelt, die seit der israelischen Gaza-Offensive unterbrochen sind.

Erdogan ausgezeichnet
Vertreter der israelischen Regierung hatten verlauten lassen, man sei an einer Wiederaufnahme der türkischen Vermittlungstätigkeit nicht interessiert. Syrien verlangt die bedingungslose Rückgabe der von Israel besetzten Golan-Höhen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat erklärt, er sei nicht bereit, das Gebiet aufzugeben. Außenminister Lieberman hatte Gespräche mit Syrien praktisch ausgeschlossen, weil die Führung in Damaskus "terroristische Organisationen" unterstützen und bewaffnen und dem Iran bei dessen Atomprogramm den Rücken stärken würde.

Saudi-Arabien hat den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan unterdessen in Anerkennung seiner "großartigen Bemühungen" um die Anliegen der islamischen Welt und seiner Haltung im Nahost-Konflikt mit dem "Internationalen König-Faisal-Preis für Verdienste um den Islam" ausgezeichnet. Erdogan hatte aus der arabischen Welt und auch aus dem Iran viel Beifall erhalten, als er in Davos in der Schweiz vor einem Jahr während einer Weltwirtschaftsforum-Diskussion mit dem israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres das Podium wegen der israelischen Gaza-Offensive unter Protest verließ. "Wenn es ums Töten geht, mit dem Töten kennt ihr euch sehr gut aus!", hatte er dabei an die Adresse der Israelis gerufen.

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