Die israelische Armee beschoss auch UNO-Gelände und ein Krankenhaus, tausende Menschen sind auf der Flucht. Trotzdem wird mit einer baldigen Waffenruhe gerechnet.
Ungeachtet intensiver Bemühungen um eine Feuerpause hat Israels Armee am Donnerstag die Angriffe in der Stadt Gaza dramatisch verschärft. Etwa 40.000 palästinensische Einwohner waren nach Angaben der Vereinten Nationen auf der Flucht und versuchten, etwa in UNO-Schulen und Gebäuden von Hilfsorganisationen Schutz zu finden. Während UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier versuchten, auf die israelische Führung mäßigend einzuwirken, beschoss das israelische Militär in Gaza das UNO-Gelände, ein Krankenhaus sowie ein Haus mit Büros internationaler Medien. Bodentruppen rückten am 20. Tag der Offensive massiv in Richtung Stadtzentrum vor.
Panik in der Bevölkerung
Das israelische Vorrücken löste in
der Bevölkerung Panik aus. Panzer standen nach Augenzeugenberichten nur noch
eineinhalb Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Im ganzen südlichen
Stadtgebiet brannten zahllose Wohnungen und Autos. Die Bevölkerung in den
Hochhäusern im Stadtteil Tal al-Hawa zeigte sich voller Angst und
Verzweiflung. Menschen riefen von Balkonen um internationale Hilfe.
Ambulanzen und Sanitäter konnten das Gebiet wegen der schweren Kämpfe nicht
erreichen. Im Al-Kuds-Krankenhaus in Gaza, das ebenfalls beschossen wurde,
brach ein Brand aus. Nach Angaben der israelischen "Ärzte für
Menschenrechte" saßen am Nachmittag etwa 40 Ärzte, Sanitäter und viele
Patienten in dem Gebäude fest. Militante Palästinenser und israelische
Soldaten lieferten sich weiter schwere Gefechte.
Internationale Hilfsorganisationen stellten Tätigkeiten ein
Die
internationalen Hilfsorganisationen stellten inzwischen alle Tätigkeiten in
Gaza ein. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der israelischen Offensive vor
fast drei Wochen beträgt nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza vom
Donnerstag 1063. Mehr als 5000 seien bei den Angriffen verletzt worden.
Während die israelischen Panzer weiter vorrückten, feuerten Palästinenser am
Donnerstag mehr als 20 Raketen auf israelisches Gebiet ab.
Weiter Hoffnung auf Waffenruhe
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon
erklärte in Tel Aviv, alle Bestandteile für eine Waffenruhe seien vorhanden
und diese werde "in absehbarer Zeit" erwartet. Steinmeier sagte, er habe
"den Eindruck, dass man auch in Israel weiß, dass wir zu einem Ende der
Kampfhandlungen kommen müssen." Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel
sagte in Berlin, wegen der humanitären Lage müsse Druck gemacht werden.
Der israelische Unterhändler Amos Gilad sprach am Donnerstag in Kairo mit ägyptischen Regierungsvertretern über die Modalitäten einer Waffenruhe. Dabei gaben die Ägypter dem Vernehmen nach die Bedingungen der Hamas weiter. Dabei soll die Hamas eine Feuerpause von sechs bis zwölf Monaten angeboten haben. Das Hamas-Politbüromitglied im Exil Mohammed Nassal sagte dem Sender Al-Arabiya, seine Organisation werde keinesfalls auf die israelische Forderung nach einer unbegrenzten Waffenruhe eingehen.