Die radikale Organisation Islamischer Jihad hat die Geschoße "als Reaktion auf den Besuch Bushs" abgefeuert.
Wenige Stunden vor der Ankunft von US-Präsident George W. Bush im Nahen Osten haben militante Palästinenser im Gaza-Streifen am Mittwoch erneut das israelische Grenzgebiet mit Raketen und Mörsergranaten angegriffen. Insgesamt seien neun Raketen und mehrere Mörsergranaten von militanten Palästinensern abgefeuert worden. Die radikale Organisation Islamischer Jihad teilte in einem Flugblatt mit, sie habe die Geschoße "als Reaktion auf den Besuch Bushs" abgefeuert.
Eine Gruppe militanter Palästinenser im nördlichen Gaza-Streifen, die in das Grenzgebiet geschossen hatten, wurden daraufhin von israelischen Bodentruppen beschossen. Dabei kamen nach palästinensischen Angaben ein Palästinenser ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Der Gaza-Streifen wird seit Juni von der radikalen Hamas beherrscht. Während des Besuchs des US-Präsidenten riegelt Israel das Westjordanland komplett ab.
Todesdrohungen gegen Bush
Israelis und Palästinenser sind strenge
Sicherheitsvorkehrungen gewöhnt. Doch das Sicherheitsaufgebot, das den
ersten Nahost-Besuch von US-Präsident George W. Bush am Mittwoch und
Donnerstag begleiten wird, ist für viele ein wahrer Alptraum. Rigorose
Kontrollen, Straßensperren und die dazu gehörenden Staus drohen das
öffentliche Leben in Jerusalem und in Teilen des Westjordanlandes
lahmzulegen. Auch für die israelischen und palästinensischen
Sicherheitskräfte ist der hohe Besuch eine besondere Herausforderung.
Tausende Einsatzkräfte sollen sicherstellen, dass Bush und seinem Tross
nichts zustößt.
Verkehrschaos befürchtet
"Dieser Besuch wird Jerusalem
lähmen", sagt ein ranghoher Vertreter der israelischen Regierung. "Es
wird unmöglich sein, sich zu bewegen." Schließlich würde allen
Normalsterblichen der Zugang in die Nähe von Bushs Aufenthaltsorten
verwehrt. So wird das traditionsreiche "King David Hotel", in dem
der Präsident und seine Begleiter alle Zimmer in Anspruch nehmen werden,
sogar für Fußgänger weiträumig abgesperrt. Schon unmittelbar nach seiner
Landung auf dem Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv dürfte der Präsident die
Verantwortung für ein Verkehrschaos tragen. Dann wird die gesamte
Autobahnstrecke zwischen dem Airport und Jerusalem für den normalen Verkehr
gesperrt.
Hamas: "Bush ist nicht willkommen!"
Die
radikal-islamische Hamas hat sich gegen die anstehende Nahost-Reise von
US-Präsident George W. Bush ausgesprochen. Bush sei nicht willkommen, weil
er lediglich Israel politisch und psychologisch unterstützen wolle, erklärte
Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri am Samstag. "Der Besuch ist nichts
anderes als eine Abschiedsvisite, um ein paar Foto-Gelegenheiten zu
bekommen, bevor Bush das Weiße Haus verlässt."
Todesdrohung im Internet
Eine palästinensische Extremistengruppe
rief im Internet dazu auf, Bush nicht mit Blumen und wehenden Fahnen zu
begrüßen, sondern mit Bomben. Auf dem Video sieht man einen ehemals
US-Staatsbürger, der den jüdischen Glauben ablegte, um Moslem zu werden. Er
interpretiert den andauernden Konflikt der USA im Irak sowie Israels in
Nahost als "Niederlage der US-Zionisten in Nahost".
Sehen Sie hier das Video mit der Todesdrohung in voller Länge:
8.000 Sicherheitskräfte im Einsatz
Vor dem ersten
Nahost-Besuch eines US-Präsidenten seit gut neun Jahren und den
Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 haben
US-Sicherheitskräfte das Terrain systematisch inspiziert. Um die seit der
Nahost-Konferenz von Annapolis Ende November theoretisch wieder
aufgenommenen Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern zu
unterstützen, will Bush bis Donnerstag Präsenz zeigen. Israels
Regierungschef Ehud Olmert hat für den Besuch ein Spezialteam eingesetzt.
Laut Medienberichten sollen während der Visite 8000 israelische und mehrere
tausend palästinensische Sicherheitskräfte im Einsatz sein.
Auch "spontane" Besuche möglich
Der
palästinensische Sicherheitschef im Westjordanland, General Dhiab al-Ali,
äußerte sich zuversichtlich über Bushs Schutz während des geplanten Treffens
mit Präsident Mahmoud Abbas in Ramallah. "Alle palästinensischen
Sicherheitsdienste stehen bereit, die Sicherheit von Präsident Bush zu
gewährleisten", sagte er. Auch gegen "spontane" Besuche
des Gastes in anderen palästinensischen Städten wie Bethlehem und Jericho
gebe es keine Bedenken.
Riesige Entourage
Bushs Tross ist allerdings riesig; nicht nur
sein Mitarbeiterstab, sondern auch rund 200 Journalisten begleiten den
US-Präsidenten. Damit der Verkehr nicht immer wieder zum Erliegen kommt,
wenn er zu seinem nächsten Termin unterwegs ist, wird er nach Informationen
der israelischen Zeitung "Yedioth Ahronoth" die meisten Strecken
per Hubschrauber zurücklegen. Dies hatte sich Jerusalems Bürgermeister Uri
Lupolianski erbeten. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass einige der
meistgenutzten Straßen während Bushs Besuch für den Autoverkehr gesperrt
werden. Um den Ärger der Bevölkerung über die Auswirkungen der
Sicherheitsmaßnahmen zu dämpfen, ist in Israel bereits eine Medienkampagne
geplant. Die Regierung hat zahlreiche Anzeigenflächen in großen
Tageszeitungen reserviert, um sich für die durch den Bush-Besuch
entstandenen Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.