Hunderte Muslime haben sich in der Al-Aksa-Moschee verschanzt.
Bei neuen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischer Polizei auf dem Tempelberg in Jerusalems Altstadt hat es am Sonntag Verletzte und zahlreiche Festnahmen gegeben. Wie der israelische Polizeisprecher Mickey Rosenfeld mitteilte, hatten sich mehr als hundert Muslime auch am Sonntagnachmittag noch in der Al-Aksa-Moschee auf der heiligen Stätte verschanzt.
17 Palästinenser seien festgenommen und drei Polizisten verletzt worden, hieß es von israelischer Seite. Laut Sanitätern des Roten Halbmondes wurden auch 18 Palästinenser verletzt, es habe allerdings keine schweren Verwundungen gegeben. Unter den Festgenommenen waren demnach auch Ali Abu Sheikha, ein Führer der Islamischen Bewegung in Israel, und der palästinensische Jerusalem-Beauftragte Hatem Abdel Khader. Ihnen wird Aufwiegelung zur Gewalt vorgeworfen.
Steine geworfen
Der Polizeisprecher sagte, zahlreiche junge
Muslime hätten in der Früh Steine und eine Brandflasche auf Polizisten
geworfen. Diese seien zu einer Routinepatrouille unterwegs auf der Stätte
gewesen, die von Muslimen als Haram al-Sharif (Edles Heiligtum) verehrt
wird. Die Sicherheitskräfte hätten daraufhin Blendgranaten eingesetzt, um
die Demonstranten zu vertreiben.
Insgesamt zweimal habe ein großes Polizeiaufgebot den Tempelberg gestürmt, sagte Polizeichef Dudu Cohen. Er rief alle Demonstranten zur Zurückhaltung auf. "Die israelische Polizei wird mit harter Hand gegen alle Störenfriede vorgehen", sagte er Journalisten am Tempelberg. Er kündigte auch rechtliche Schritte an. "Wir werden uns um die Aufhetzer kümmern." Muslimische religiöse Repräsentanten hatten am Wochenende dazu aufgerufen, den Tempelberg zu verteidigen. Es gab auch Aufrufe rechtsorientierter jüdischer Repräsentanten zu Besuchen auf dem Heiligtum, wie Polizeichef Cohen bestätigte.
Massendemonstration angekündigt
Die Proteste stehen offenbar
im Zusammenhang mit einem Treffen der rechtsextremen "Organisation zur
Verteidigung der Menschenrechte auf dem Tempelberg" am Samstag in Jerusalem.
Die jüdische Vereinigung, die von Rabbinern und rechtsgerichteten
Abgeordneten unterstützt wird, wollte nach Angaben des Rundfunks eine
Massendemonstration von Juden auf dem Tempelberg organisieren. Laut Polizei
riefen nach dem Treffen auch Palästinenser und israelische Araber zu
Protesten auf. Die Sicherheitskräfte verstärkten ihre Patrouillen.
Cohen erklärte, es sei Israels Politik, "den Tempelberg für alle Religionen und alle Gläubigen offen zu halten". Vergangenen Monat war es bereits während der jüdischen Feiertage zu Krawallen auf dem Tempelberg gekommen. Die Polizei erlaubte daraufhin zwei Wochen lang nur Muslimen, die älter als 50 Jahre alt und im Besitz eines israelischen Ausweises sind, den Zugang. Muslimische Repräsentanten verurteilten dies als Einschränkung der Religionsfreiheit. Der Berg ist die Stätte des im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstörten zweiten Jerusalemer Tempels. Er ist daher der heiligste Ort des Judentums. Heute stehen jedoch zwei islamische Moscheen, die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom, auf der Anhöhe. Der Ort gilt als drittheiligste Stätte des Islam nach Mekka und Medina.