US-Außenministerin Rice ist im Nahen Osten eignetroffen. Ihr Besuch wird vom israelischen Gaza-Beschluss überschattet.
Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas fordert als Voraussetzung für die von den USA gewünschte internationale Nahost-Konferenz eine umfassende Rahmenvereinbarung mit Israel über eine Zwei-Staaten-Lösung. "Wir haben unsere Ernsthaftigkeit betont, ein Rahmenabkommen über den Endstatus zu erreichen", sagte Abbas am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Außenministerin Condoleezza Rice in Ramallah im Westjordanland. "Die Zeit dafür ist sehr begrenzt", fügte er hinzu. Rice betonte, sie wolle sich mit Nachdruck für einen Erfolg der geplanten Konferenz einsetzen.
Noch keine Teilnehmerliste für Konferenz
Eine
Teilnehmerliste für die Konferenz liegt noch nicht vor. Der saudiarabische
Außenminister Prinz Saud al-Faisal hatte in der vergangenen Woche erklärt,
dass seine Regierung nicht daran teilnehmen werde, wenn dort keine
substanziellen Themen behandelt würden. Österreichs Außenministerin Ursula
Plassnik erwartet sich von der Konferenz ein "konkretes Ergebnis", das den
Menschen in der Krisenregion "eine neue Perspektive gibt". "Damit könnte
eine neue multilaterale Dynamik entstehen, die einen echten Friedensprozess
mit dem Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung in Gang setzt", erklärte Plassnik
laut einer Außenamtsaussendung bei ihrem Treffen mit dem Außenminister von
Bahrain, Scheich Khalid al-Khalifa, das am Mittwoch in Wien stattfand.
"Gangbarer Weg" für Friedensprozess
Nach
Auffassung der beiden Minister zeigt die arabische Friedensinitiative aus
dem Jahr 2002 einen "gangbaren Weg" für den Friedensprozess auf. Der von der
Arabischen Liga auf ihrem Beiruter Gipfel vor fünf Jahren verabschiedete
Friedensplan, als dessen Autor König Abdullah von Saudi-Arabien gilt,
enthält die Verpflichtung der arabischen Staaten, normale Beziehungen zu
Israel aufzunehmen und dessen Sicherheit zu garantieren, wenn es alle 1967
besetzten Gebiete räum
Nächste Seite: Israel erklärt Gaza zu "feindlichem Gebiet
Überschattet wird die gegenwärtige Nahost-Mission der US-Außenministerin von der Entscheidung Israels vom Mittwoch, den Gaza-Streifen zum "feindlichen Gebiet" zu erklären. Dieser Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts werde nur das Leiden der 1,5 Millionen Menschen im Gaza-Streifen verschlimmern und sei eine "kollektive Bestrafung" der Zivilbevölkerung, erklärte das Büro des palästinensischen Präsidenten.
UNO und EU gegen israelischen Beschluss
Nach der UNO hat auch die
Europäische Union Israel aufgerufen, seinen Beschluss rückgängig zu machen.
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana kritisierte in Brüssel die
Entscheidung Israels, Warenlieferungen in den Gaza-Streifen einzuschränken
und die Stromversorgung zu drosseln. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte
unter Hinweis auf das internationale humanitäre Recht die israelische
Regierung aufgefordert, ihre Entscheidung zu überdenken.
Kritik auch aus Jordanien
Die jordanische Regierung hat Israel
aufgefordert, die Erklärung des Gaza-Streifens zum "feindlichen Gebiet"
zurückzunehmen. Andernfalls würde es keine für die Friedensbemühungen im
Nahen Osten günstige Atmosphäre geben, erklärte am Donnerstag in Amman der
jordanische Regierungssprecher Nasser Joudeh laut einer Meldung der
amtlichen Nachrichtenagentur Petra. Jordanien und Israel hatten 1994 einen
Friedensvertrag geschlossen. Israel sei aufgefordert, seine
völkerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber der palästinensischen
Zivilbevölkerung einzuhalten, betonte der jordanische Sprecher, der zugleich
vor den "gefährlichen Folgen" des israelischen Beschlusses auf humanitärem
Gebiet warnte. Die Wirtschaft im Gaza-Streifen steht nach UNO-Angaben vor
dem Zusammenbruch.
Vorstoß Israels in Gaza-Streifen
Ein palästinensischer
Jugendlicher ist am Donnerstag bei einem Vorstoß israelischer Truppen in den
mittleren Abschnitt des Gaza-Streifens getötet worden. Der Bursch sei
östlich des Flüchtlingslagers Boureij von einem israelischen Armeebulldozer
überrollt worden, berichteten Rettungskräfte und Augenzeugen. Eine
israelische Militärsprecherin erklärte, sie habe keine Kenntnis davon. Sie
bestätigte lediglich, dass israelische Verbände an dieser Stelle gegen
"Terroreinrichtungen" vorgingen. Nach den Augenzeugenberichten waren die
israelischen Soldaten im Morgengrauen mit Panzern und Hubschraubern etwa
einen Kilometer tief in den Gaza-Streifen vorgestoßen. Bei einem
Schusswechsel wurden zwei militante Palästinenser verletzt.