Nach Raketenangriff
Israelisches Militär zerstört Häuser in Gaza
16.11.2006
Nach dem tödlichen Raketenangriff militanter Palästinenser auf die israelische Stadt Sderot haben israelische Kampfflugzeuge und Hubschrauber in der Nacht zum Donnerstag im Gazastreifen die Häuser mehrerer palästinensischer Extremisten zerstört.
Wie aus palästinensischen Sicherheitskreisen verlautete, handelte es sich unter anderem um Häuser führende Mitglieder der radikalen Hamas und der Volkswiderstandskomitees. Niemand sei verletzt worden, da die Bewohner vom israelischen Militär vor den Angriffen gewarnt worden seien.
Stunde nach Raketenangriff
Die Luftangriffe in Gaza-Stadt und
anderen Teilen des Gazastreifens erfolgten nur Stunden nach dem
palästinensischen Raketenangriff auf Sderot, bei dem am Mittwoch eine Frau
getötet und zwei weitere Israelis schwer verletzt worden waren. Nach
palästinensischen Angaben beschossen Kampfhubschrauber am späten
Mittwochabend zunächst in Gaza-Stadt zwei Häuser mit Raketen. Zwei weitere
Angriffe erfolgten im Norden des Gazastreifens, ein fünfter in Rafah im
Süden. Alle angegriffenen Häuser seien komplett zerstört worden.
Der palästinensische Raketenangriff auf die nahe der Grenze zum Gazastreifen gelegene Stadt Sderot war der folgenschwerste seit acht Monaten. Eine 57-jährige Israelin wurde getötet, als eine Kassam- Rakete unweit des Hauses des israelischen Verteidigungsministers Amir Peretz einschlug. Ein Leibwächter des Ministers und ein 17-Jähriger wurden schwer verletzt. Zu dem Angriff bekannten sich die Hamas und die Organisation Islamischer Jihad. Sie bezeichneten die Attacke als Vergeltung für den israelischen Artillerieangriff auf die palästinensische Stadt Beit Hanoun, bei dem vor einer Woche 19 Menschen getötet worden waren.
Der ultrarechte israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Avigdor Lieberman, forderte als Antwort auf die fortgesetzten Raketenangriffe auf zivile Ziele in Israel, die Führer radikaler Palästinensergruppen wie Hamas und Islamischer Jihad persönlich ins Visier zu nehmen.
Heftige Kritik
Rechte Knesseth-Abgeordnete kritisierten am
Mittwoch heftig das Verhalten der Regierung angesichts der palästinensischen
Angriffe mit Kassam-Raketen. Die Likud-Abgeordnete Limor Livnat erklärte,
der jüngste Angriff auf Sderot zeige, dass es weder eine diplomatische noch
eine militärische Führung in Israel gebe, wo sich doch das Land einer der
härtesten Bewährungsproben seiner Geschichte gegenüber sehe. Die halbe
Regierung sei zu Besuch in Los Angeles, kritisierte Livnat.
Ministerpräsident Ehud Olmert traf am Mittwoch im Rahmen eines USA-Besuchs
mit Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger zusammen.
Friedensgespräche
Der palästinensische Präsident Mahmoud
Abbas (Abu Mazen) rief Israel am Mittwoch zu einer Wiederaufnahme der
Friedensgespräche auf. Zugleich forderte er in einer im palästinensischen
Fernsehen übertragenen, aufgezeichneten Rede den israelischen Abzug aus dem
Westjordanland und Ostjerusalem.
Zwei-Staaten-Lösung
Der israelische Friedensaktivist Uri
Avnery (83) sieht auch weiterhin für sein Land keinen anderen Ausweg als
eine Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern. Die israelische
Öffentlichkeit müsse überzeugt werden, dass es keine militärische Lösung für
den Palästina-Konflikt gebe und dass die Besatzungspolitik aufhören müsse,
erklärte der frühere Knesseth-Abgeordnete in Wien gegenüber der ZiB 3.