Israel hat seine Streitkräfte zur Gänze aus dem Gazastreifen abgezogen. Die EU feilscht um einen Friedensplan. Zwölf Österreicher konnten ausreisen
Die israelische Armee hat sich am Mittwoch vollständig aus dem palästinensischen Gazastreifen zurückgezogen. Das teilte ein Militärsprecher in Jerusalem mit. Israel hatte seine über dreiwöchige Militäroffensive in dem Gebiet am Sonntag gestoppt. Die Palästinenserorganisation Hamas hatte ihrerseits eine einwöchige Waffenruhe verkündet; in dieser Zeit müsste Israel seine Truppen vollständig abziehen.
Mehr als drei Wochen waren Österreicher im Gazastreifen zwischen den Fronten, zwölf von ihnen konnten endlich ausreisen. Botschafter Michael Rendi empfing die Österreicher am Erez-Checkpoint. Von dort ging es weiter über Jordanien nach Wien. |
Truppen bleiben nahe der Grenze
Die israelische Regierung hatte
am Sonntag beschlossen, die Truppen zum Amtsantritt des neuen US-Präsidenten
Barack Obama aus dem Gazastreifen zurückzuziehen. Die Truppen sollten nahe
der Grenze stationiert bleiben, um gegebenenfalls wieder einmarschieren zu
können.
Der israelische Friedensaktivist und Ex-Abgeordnete Uri Avnery sagte, "der israelische (Verteidigungsminister Ehud) Barak versteht, dass eine Verärgerung des amerikanischen Barack eine Katastrophe bedeuten könnte". "Der kleine Barak hat funktioniert und es tunlichst unterlassen, dem großen Barack die Krönungsmesse mit Kanonendonner zu vermiesen, noch dazu aus amerikanischen Waffen", erklärte der Träger des Alternativen Friedensnobelpreises.
Ban begutachtete Schäden
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat
sich am Dienstag im Gazastreifen persönlich ein Bild von den Schäden nach
der dreiwöchigen israelischen Militäroffensive verschafft. Ban ist der
ranghöchste Vertreter der internationalen Gemeinschaft, der das
Autonomiegebiet seit der Machtübernahme der Hamas im Juni 2007 besuchte. Zur
Unterstützung der 1,4 Millionen Menschen im Gazastreifen sind nach
Einschätzung der Vereinten Nationen mehrere hundert Millionen Dollar
Soforthilfe nötig.
Unabhängige Beobachter vermuten nach ersten Schätzungen, dass während der Offensive im Gazastreifen Vermögen im Wert von fast zwei Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) zerstört wurde, darunter 4.100 Wohnhäuser, 1.500 Fabriken und Werkstätten, 20 Moscheen und zehn große Wasser- und Kanalisationsleitungen. Auch weite Teile des Stromnetzes sind beschädigt.