Die Hamas-Terrorangriffe am 7. Oktober 2023 in Israel haben auch beim ehemaligen israelischen Außenminister Josef "Yossi" Beilin ihre Spuren hinterlassen.
Das betonte Beilin am Donnerstagabend zum Auftakt des 15. europäischen Mediengipfels in Lech. "Es hat lange gedauert, bis ich realisiert habe, dass das unser 9/11 war", sagte Beilin. Es sei schwer gewesen, zu verstehen, was passiert sei, sagte Beilin, der als Architekt des Oslo-Abkommens von 1993 gilt.
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Zwei Gründe für die Anschläge
Beilin nannte zwei Hauptursachen der Anschläge: Zum einen hätten die rechten politischen Kräfte die Hamas stets als den besseren "Nicht-Partner" begriffen als die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO. "Denn die Hamas will nichts von uns, außer unsere Existenz auslöschen, die PLO will aber eine Zweistaatenlösung." Das sei jedoch nie im Interesse der israelischen Regierung unter Premierminister Benjamin Netanyahu gewesen, so Beilins Tenor.
"Auf der anderen Seite haben nicht einmal die Leute in den Geheimdiensten und im Militär geglaubt, dass so etwas passieren könnte", betonte Beilin. "Doch sie haben nicht gesehen, dass die Hamas sich vor ihren Augen auf den 7. Oktober vorbereitet hat." "Obwohl wir die besten Geheimdienste auf der Welt haben", meinte der 75-Jährige.
"Dieser Krieg ist notwendig"
Beilin, der für die sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Knesset saß und in Israel zu den prominentesten Vertretern der Friedensbewegung zählt, erklärte in Lech explizit, dass er den Krieg aktiv befürworte. "Dieser Krieg ist dringend notwendig", so Beilin. Das Ziel dürfe jedoch nicht allein sein, alle Hamas-Terroristen und -Sympathisanten zu töten, sondern die Terrororganisation langfristig aus dem Gaza-Streifen zu drängen.
Forderung nach Zweistaatenlösung
Netanyahu könne nach einem Ende des Krieges nicht weiter in der Regierung bleiben, so Beilins Einschätzung - "Ganz egal, wie der Krieg ausgeht." Die nächste Regierung müsse wieder Verhandlungen für die Zweistaatenlösung aufnehmen, forderte er.
Bei den Terrorangriffen am 7. Oktober wurden mehr als aus 1.000 Menschen in den südlichen Teilen Israels an der Grenze zum Gaza-Streifen durch die Hamas getötet und zahlreiche Israelis verschleppt. Mehr als 3.000 Menschen wurden verletzt. Israel reagierte darauf mit groß angelegten Bombardierungen und Militäraktionen.
Beilin war in der Regierung von Ministerpräsident Yitzhak Rabin stellvertretender Außenminister. Nach Rabins Ermordung 1995 wurde er Außenminister. Der Politiker war ein enger Vertrauter des ehemaligen Ministerpräsidenten Shimon Peres. Beilin setzt sich bis heute für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern ein.