Der Skandal um die Holocaust-Leugnung von Bischof Williamson zieht weitere Kreise: Jetzt brechen Israels Rabbiner den Dialog mit dem Vatikan ab.
Israels Großrabbinat bricht die offiziellen Beziehungen zum Vatikan ab. Der Beschluss wurde gefasst, nachdem Papst Benedikt XVI. die Aufhebung der Exkommunikation des traditionalistischen Bischofs Richard Williamson beschlossen hat, der den Holocaust leugnet, berichteten italienische Medien am Mittwoch. Das Großrabbinat als höchste religiöse Instanz des Landes steht unter der Leitung von zwei Großrabbinern, die der sephardischen (orientalischen) bzw. der aschkenasischen Richtung vorstehen. Es hat auch ein im März geplantes Treffen mit der Kommission des Heiligen Stuhls für die Beziehungen zu den Juden abgesagt.
Öffentliche Entschuldigung gefordert
In einem Brief an den
Präsidenten der Kommission, Kurienkardinal Walter Kasper, schrieb der
Generaldirektor des Rabbinats, Oded Weiner, dass eine Fortsetzung des
Dialogs ohne eine öffentliche Entschuldigung vom Vatikan schwierig sei. Laut
italienischen Medien sei der Brief über die israelische Presse an die
Öffentlichkeit gelangt, was die Beziehungen zwischen dem Rabbinat und die
katholische Kirche noch mehr erschweren könnte.
Papst stellt Haltung zur Shoah klar
Papst Benedikt XVI. hat am
Mittwoch bei der Generalaudienz im Vatikan seine Haltung zur Shoah
unmissverständlich klargestellt: Die Bilder seiner Besuche in Auschwitz
erinnerten ihn an den "abscheulichen Mord" an Millionen jüdischer Menschen,
die schuldlose Opfer eines "blinden Rassen- und Religionshasses" wurden. In
einer persönlichen "Mitteilung" am Ende der Generalaudienz betonte der Papst
den Ausdruck seiner "vollen und unerschütterlichen Solidarität" mit den
Juden. Zugleich unterstrich er seine Hoffnung, dass die Erinnerung an die
Shoah die Menschheit zur Reflexion über die "unvorhersehbare Kraft des
Bösen" veranlasst, wenn diese das Herz des Menschen erfasst.
Ohnehin schwierige Beziehungen
Bei einer früheren Zusammenkunft
mit den Großrabbinern von Israel, Yona Metzger und Shlomo Amar, hatte der
Papst für Irritationen gesorgt, indem er auf die unbefriedigende Lage der
Christen im Heiligen Land hinwies. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und
Israel waren im Sommer 2005 auf einem Tiefpunkt, nachdem die damalige
Regierung von Premier Ariel Sharon dem Papst vorgeworfen hatte, nicht
israelischer Terroropfer gedacht zu haben. Der Vatikan verwies seinerseits
auf israelische Völkerrechtsverstöße in besetzten Gebieten. Der verstorbene
Papst Johannes Paul II. hatte den Bau der israelischen Sperranlage im
besetzten Westjordanland kritisiert, der damalige Lateinische Patriarch von
Jerusalem, Michel Sabbah, hatte den Sperrwall als "unmoralisch"
und "zerstörerisch" bezeichnet. Der Heilige Stuhl hat immer
wieder eine internationale Garantie für den Schutz der heiligen Stätten in
Jerusalem gefordert.
Angesichts weltweiter Entrüstung wegen der Äußerungen Williamsons hat der Vatikan am Dienstag die klare Verurteilung von Antisemitismus und Holocaust durch Benedikt XVI. betont. Radio Vatikan sendete am Dienstag einen langen Beitrag anlässlich des Holocaust-Gedenktages, in dem an den Besuch des Papstes im Konzentrationslager Auschwitz und in der Kölner Synagoge erinnert wurde. Der Papst habe die unmenschliche und rassistische Ideologie, die zum Holocaust führte, mehrfach deutlich verurteilt, hieß es.
Regensburg erteilt Williamson Hausverbot
Nach der Leugnung des
Holocaust durch den traditionalistischen Bischof Richard Williamson, dessen
Exkommunikation aufgehoben wurde, hat der Regensburger Bischof Gerhard
Ludwig Müller seinem britischen Amtsbruder Hausverbot erteilt. Müller habe
am Dienstag bei einer Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag die Äußerungen
Williamsons als "menschenverachtend" bezeichnet, teilte die
Diözese am Mittwoch mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.
Müller warf dem 67-Jährigen auch "Gotteslästerung"
vor, Williamson stehe damit außerhalb der katholischen Kirche.