Müllkrise
Italien will Plastiksackerl verbieten
18.06.2008
Um der Müllkrise Herr zu werden, plant Italien einige Verbote. Die Krise kostete den Staat bisher 200 Millionen Euro.
Bei der Suche nach einer Lösung für die Müllkrise in Neapel will die italienische Regierung strenge Maßnahmen ergreifen. Das Kabinett von Silvio Berlusconi überlegt ein nationales Verbot für Plastik-Tragtaschen. Außerdem soll Wegwerf-Produkten den Kampf angesagt werden. Ziel ist, die tägliche Müllproduktion in Italien stark zu reduzieren.
"Es genügt nicht, Recycling zu fördern, man muss einfach weniger Abfall produzieren. Die Menge des täglich produzierten Abfalls ist so gewaltig, dass man neue Strategien finden muss", sagte der mit der Bewältigung der Müllkrise in Neapel beauftragte Unterstaatssekretär Guido Bertolaso im Gespräch mit Journalisten in Rom.
200 Millionen Euro
Bertolaso erklärte, dass die Müllkrise in
Neapel in einem Jahr den Staatskassen 200 Millionen Euro gekostet habe. Vor
allem die Ausgaben für die Entsorgung des Unrats Neapels in Deutschland
würden die öffentlichen Kassen schwer belasten. Um eine Tonne Abfall per
Bahn nach Deutschland zu bringen, müsse Italien 350 Euro ausgeben. Das sei
nicht mehr annehmbar, sagte Bertolaso. Er verfüge über ein Budget von 150
Millionen Euro, um eine Lösung für die akute Notstandslage zu finden. Bis
Ende Juli werden die Müllberge von den Straßen Neapels verschwinden. Das
Heer sei im Dauereinsatz, um die Straßen vom Unrat zu befreien, versicherte
Bertolaso.
Um die Krise zu bewältigen, sollen in den nächsten Wochen zwei neue Mülldeponien geöffnet werden. Außerdem werde im Herbst der Bau einer Müllverbrennungsanlage in Acerra bei Neapel fortgesetzt, deren Errichtung wegen des Protests der Bevölkerung gestoppt worden war, sagte Bertolaso. Die Verbrennungsanlage in Acerra soll die größte in Europa werden. In den nächsten Jahren sollen insgesamt vier Verbrennungsanlagen der jüngsten Generation errichtet werden, in denen auch der Müll verbrannt werden soll, der in den vergangenen Jahren auf illegalen Deponien unter Kontrolle der Camorra entsorgt worden war.
Kampagne
Die Regierung Berlusconi plane eine Kampagne, um der
Bevölkerung klar zu machen, dass Mülldeponien und Verbrennungsanlagen keine
Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. "Wir nehmen uns an Ländern
wie Österreich ein Beispiel, in denen Müllverbrennungsanlagen zu einer
Einnahmequelle geworden sind und der Bevölkerung Strom und Wärme liefern",
meinte Bertolaso.
Der Unterstaatsekretär berichtete, dass in der süditalienischen Region Kampanien täglich 7.000 Tonnen Müll produziert werden. Die Hälfte davon stamme aus der Provinz Neapel. Der Großraum von Neapel sei Europas Gebiet mit der höchsten Zahl von Einwohnern pro Quadratmeter. In einem dermaßen dicht bevölkerten Gebiet sei es schwierig, geeignete Mülldeponien zu finden, erklärte Bertolaso.