ETA feiert 50-jähriges "Bestehen" - mit Bombenterror auf Mallorca. Jetzt hat die Polizei eine erste heiße Spur: Gefahndet wird nach zwei Verdächtigen.
Täter noch auf der Insel
Wie die spanische Tageszeitung "El
Pais" in ihrer Online-Ausgabe berichtet, gibt es eine erste heiße Spur
zu den Tätern. Die Polizei hat die Namen zweier Verdächtiger samt Fotos. Die
beiden sind flüchtig. Nun sollen die Fotos an die Bevölkerung verteilt
werden, damit sich die Schlinge noch enger um die Terroristen zieht.
Insgesamt ist die Polizei momentan auf der Suche nach 6 Verdächtigen.
Unterdessen ist der spanische Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero zu der Trauerfeier auf der Ferieninsel eingetroffen. Der sozialistische Regierungschef sowie Oppositionsführer Mariano Rajoy besuchten am Freitag eine Kapelle im Almudaina-Palast der Inselhauptstadt Palma de Mallorca, in der die Särge der beiden getöteten Polizisten aufgebahrt waren.
Gottesdienst in der Kathedrale
Die sterblichen Überreste der
Anschlagsopfer, zwei 27 und 28 Jahre alte Beamte der Guardia Civil, sollten
gegen Mittag in die Kathedrale von Palma gebracht werden, wo Militärbischof
Juan del Rio Martin einen Trauergottesdienst abhalten sollte.
Zu der Trauerfeier wurden außer Zapatero und Rajoy auch Angehörige der Polizisten sowie Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba und Verteidigungsministerin Carme Chacón erwartet. Auch der spanische Kronprinz Felipe, seine Frau Letizia und mehrere andere Mitglieder der Königsfamilie wollten kommen.
Polizei jagt die Mörder
Nach dem Sprengstoffanschlag, bei
dem zwei Polizeibeamte getötet wurden, hat die spanische Polizei die
Sicherheitsvorkehrungen auf der Ferieninsel drastisch verschärft. Der
spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero forderte die
Sicherheitskräfte auf, den Kampf gegen die Terroristen der ETA zu
intensivieren und den Schutz der eigenen Beamten zu verstärken. Auf der
Suche nach den Terroristen überprüfte die Polizei nach Medienberichten vom
Freitag zahlreiche Fahrzeuge auf Mallorca und suchte nach einer Wohnung, in
der die Attentäter möglicherweise Unterschlupf gefunden hatten.
Terroristen "feiern" Gründungstag
Die spanischen
Sicherheitskräfte hatten sich seit mehreren Tagen in höchster
Alarmbereitschaft befunden. Die baskische Untergrundorganisation ETA feierte
an diesem Freitag ihr 50-jähriges Bestehen. Zu diesem Jahrestag waren
Terroranschläge in Spanien befürchtet worden.
Auf Mallorca hatten mutmaßliche ETA-Terroristen am Donnerstag im Ferienort Palmanova zwei Polizeibeamte bei einem Bombenanschlag getötet. Am Vortag waren in der nordspanischen Stadt Burgos bei der Explosion einer Autobombe vor einer Polizeikaserne 65 Menschen verletzt worden. "Die ETA muss wissen, dass wir Demokraten viel stärker sind und den Terror besiegen werden", sagte Innenminister Alfredo Pérez-Rubalcaba.
Trauerfeier
Am Freitag findet in der Kathedrale von Palma de
Mallorca eine Trauerfeier für die ermordeten Polizeibeamten der
paramilitärischen Guardia Civil (Zivilgarde) statt. An dem Gottesdienst
wollten unter anderem der spanische Kronprinz Felipe, der sozialistische
Regierungschef Zapatero und der konservative Oppositionsführer Mariano Rajoy
teilnehmen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den
Terroranschlag auf die Beamten scharf. Sie versicherte Zapatero, dass
Deutschland im Kampf gegen den Terrorismus Seite an Seite mit seinen
spanischen Freunden stehe.
Bei der Fahndung nach den Attentätern hatten die Sicherheitskräfte Mallorca am Donnerstag vorübergehend von der Außenwelt abgeriegelt. Der Flughafen der Insel wurde für eine Stunde und 40 Minuten geschlossen, auch in den See- und Jachthäfen ging vorübergehend nichts mehr. Im europäischen Luftverkehr kam es zu massiven Verspätungen.
Haftbombe
Nach Angaben der Regierung besteht kein Zweifel
daran, dass die ETA hinter dem Attentat steckt. Wie der Präfekt auf den
Balearen, Ramon Socías, mitteilte, hatten die Terroristen an einem
Polizeifahrzeug eine Haftbombe angebracht und mit einer Fernzündung zur
Explosion gebracht. Die beiden Beamten im Fahrzeug waren auf der Stelle tot.
Der Präfekt bestritt Medienberichte, wonach bei der Explosion mehrere
Passanten verletzt wurden. In der Nähe des Tatorts entdeckten die Ermittler
später in einem parkenden Auto eine zweite Bombe. Sie machten den Sprengsatz
mit einer "kontrollierten Sprengung" unschädlich. Dazu mussten
mehrere Gebäude in der Umgebung geräumt werden.
Die ETA hatte in der Vergangenheit mehrere Anschläge auf Mallorca verübt, dabei aber bisher keinen Menschen getötet. Im Jahr 1995 war die Organisation auf der Insel mit dem Vorhaben gescheitert, den spanischen König Juan Carlos mit einem Präzisionsgewehr zu erschießen. Der Anschlag auf die Polizisten ereignete sich nur etwa acht Kilometer vom Marivent-Palast entfernt, in dem die königliche Familie traditionell ihre Sommerferien verbringt. Juan Carlos und Königin Sofía wurden am kommenden Samstag auf Mallorca erwartet.
Mallorca schon länger im Visier
Die baskische
Terror-Organisation ETA hat den Ferienort Palmanova auf der spanischen
Ferieninsel Mallorca schon seit längerer Zeit Im Visier gehabt. Wie die
Madrider Zeitung "El Mundo" am Freitag in ihrer Internetausgabe
berichtete, hatten die Separatisten bereits im vorigen Jahr umfangreiche
Daten über zwei Polizeikasernen in Palmanova gesammelt. Die Unterlagen waren
im Sommer 2008 bei der Zerschlagung eines Terror-Kommandos der ETA in der
Gegend von Bilbao sichergestellt worden.