Japans Finanzminister gab betrunken ein Interview und soll nun zurücktreten. Jetzt ist der Premier unter Beschuss.
Der japanische Finanzminister Shoichi Nakagawa sieht sich nach einem desaströsen Auftritt auf dem G-7-Gipfel in Rom mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.
Der Minister wies am Montag Vorwürfe zurück, er sei auf der Pressekonferenz nach dem Treffen der Finanzminister- und Notenbankchefs betrunken gewesen. Allerdings räumte er Fehlverhalten ein. "Es ist Tatsache, dass ich mich nicht richtig verhalten habe und dass ich das ins Lot bringen muss", sagte Nakagawa vor der Presse.
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Rücktritt angekündigt
Der japanische Finanzminister
hat nun seinen Rücktritt angekündigt. Er werde in den kommenden Wochen sein
Amt niederlegen, erklärte der 55-Jährige am Dienstag. Am Montag hatte der
Minister mit einem Dementi auf Vorwürfe reagiert, er sei am Wochenende in
betrunkenem Zustand auf einer Pressekonferenz beim G-7-Gipfel in Rom
erschienen. Er sei nicht betrunken, sondern nach der Einnahme eines
Erkältungsmittels benebelt gewesen, sagte Nakagawa. Die Opposition forderte
dennoch Nakagawas Rücktritt.
"An Wein genippt"
Von Parlamentariern auf den
Zwischenfall angesprochen räumte der Minister ein, dass er beim Essen am
Wein genippt habe. "Ich habe aber nicht einmal ein Glas getrunken",
versicherte der Minister. Er habe zudem zu viele Medikamente eingenommen, um
eine Erkältung zu bekämpfen. Dem Parteigeneralsekretär der Demokraten, Yukio
Hatoyama, reicht die Entschuldigung des 55-jährigen Ministers nicht aus. "Ich
denke, er sollte sofort entlassen werden", sagte Hatoyama. "Er hat
den Ruf des Landes beschädigt."
Auch in der eigenen Liberaldemokratischen Partei geriet der Minister unter Druck. Der frühere Ministerpräsident Yoshiro Mori sagte im Fernsehen, er habe Nakagawa bereits früher auf dessen Alkoholkonsum angesprochen: "Da er wirklich gerne trinkt, habe ich ihm geraten, damit vorsichtig zu sein."
Vorfall bringt Premier Aso ins Wanken
Egal wie der Finanzminister
seine Ausfallerscheinungen vor laufender Kamera begründete, vielen war es
einfach nur peinlich. Die Opposition sprach von einer Blamage. Immer wieder
flimmerten die Szenen über die Mattscheiben in den Wohnzimmern der Nation.
Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt hätte der Vorfall für den ohnehin
angeschlagenen Premier nicht kommen können. "Die Regierung Aso ist am Ende",
wurde ein Vertreter der seit bereits mehr als 50 Jahren fast ununterbrochen
regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) am Dienstag zitiert.
Nach jüngsten Umfragen kommt Regierungschef Aso auf nicht mal mehr als 15 Prozent Zustimmung, über 70 Prozent lehnen seine Regierung ab. Viele Bürger halten seine Politik gegen die schwere Finanz- und Wirtschaftskrise für unzureichend, diffus und ziellos. Schon gibt es Spekulationen, dass seine Partei LDP ihn sogar vor den spätestens im Herbst stattfindenden Wahlen zum Unterhaus ablösen könnte. Die LDP hatte Aso im September ins Amt gewählt in der Erwartung, dass er schnell Neuwahlen ausruft, um die anfangs für einen Regierungschef höheren Zustimmungswerte zu nutzen und eine Niederlage der LDP abzuwenden. Sein Vorgänger Yasuo Fukuda war damals nach nur knapp einem Jahr im Amt zurückgetreten.