Durch Kopfschuss
Journalist in Russland von Polizei getötet
31.08.2008
Magomed Jewlojew starb in Polizeigewahrsam, angeblich gab es einen unglücklichen Zwischenfall.
In der russischen Kaukasus-Republik Inguschetien ist der Kreml-Kritiker Magomed Jewlojew durch einen Kopfschuss getötet worden, während er sich in Polizeigewahrsam befand. Es habe einen "Zwischenfall" gegeben, der mit einer Schusswunde im Kopf Jewlojews endete, nachdem der Betreiber einer oppositionellen Internetseite in ein Polizeiauto gebracht worden sei, teilte die russische Staatsanwaltschaft am Sonntag mit. Der Oppositionelle sei später im Krankenhaus verstorben. Die von Jewlojew betriebene Internetseite meldete hingegen, er sei ermordet worden.
Jewlojew war nach Informationen des Rundfunksender Moskauer Echo zusammen mit dem inguschetischen Präsidenten Murat Sjasikow am Flughafen von Nasran angekommen, als er festgenommen wurde. Nach Angaben aus inguschetischen Polizeikreisen wurde er im Rahmen von Kriminalermittlungen in Gewahrsam genommen. Auf dem Weg zur Polizeiwache wurde dann in dem Auto der tödliche Schuss abgefeuert. Wie die russische Staatsanwaltschaft am Sonntag mitteilte, wurden Ermittlungen zu den Todesumständen eingeleitet.
Die von Jewlojew betriebene Internetseite zählt zu den meistbesuchtesten Websites mit Nachrichten aus Inguschetien und hatte offen den Kreml-treuen inguschetischen Präsidenten Sjasikow kritisert. Ein russisches Gericht hatte im Juni angeordnet, die Internetseite zu schließen, da sie "extremistische" Ansichten verbreite. Chefredakteurin Rosa Malsagowa kündigte Anfang August an, in Frankreich politisches Asyl zu beantragen.
Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG/RSF) zeigte sich über den Tod Jewlojews bestürzt. Dieser habe wiederholt seinen Mut und seine Entschlossenheit unter Beweis gestellt, unabhängige Informationen über Inguschetien zu liefern, trotz der Drohungen und des auf ihn und seine Familie ausgeübten Drucks. Sein Tod dürfe nicht ungesühnt bleiben, heißt es in einer Aussendung.
Das mehrheitlich von Muslimen bewohnte Inguschetien grenzt an die abtrünnige Kaukasusrepublik Tschetschenien. Immer wieder kommt es in Inguschetien zu Schusswechseln zwischen russischen Sicherheitskräften und örtlichen Guerilla-Kämpfern.