WikiLeaks-Gründer Assange ist in London verhaftet worden.
Mittwoch, 9.30 Uhr Ortszeit in London: Julian Assange spaziert – flankiert von zwei Anwälten – freiwillig in eine Polizeistation in London. Scotland Yard fackelt nicht lange – die Handschellen klicken, Assange ist in Haft. Der Aufdecker, der mit der Freigabe von 250.000 hochbrisanten US-Memos die Welt erschüttert, wartet jetzt auf seine Auslieferung nach Schweden: Dort ist er wegen "Vergewaltigung“, "sexueller Belästigung“ und "Nötigung“ angeklagt.
Sex ohne Kondom
Hintergrund: Er soll am 14. und 16. August mit zwei WikiLeaks-Freiwilligen in Enköping und Stockholm Sex gehabt haben. Der begann zwar, so die 86-seitige Anklage, im Einverständnis, doch dann soll Assange auf Geschlechtsverkehr ohne Kondom bestanden haben – was in Schweden strafbar ist. Doch war es eine Falle? Eine der Frauen, die Feministin Anna Ardin, soll Kontakte zur CIA gehabt haben. Assange behauptet, die Sexklagen sollen ihn "mundtot“ machen. Nutzte nichts. Ein Richter des Gerichts in Westminster entschied nach einer Stunde, dass Assange in Einzelhaft bleiben muss. Eine Freilassung gegen Kaution wurde abgelehnt. Fünf Unterstützer waren bei Gericht bereit, je 20.000 Pfund (23.500 Euro) Kaution für Assange zu zahlen. Darunter Jemima Khan, Tochter von Milliardär Sir James Goldsmith. Das Verfahren könnte jetzt Monate dauern.
In Klub versteckt
Enthüllt wurde auch, wo Assange in den vergangenen zwei Tagen wohnte: Er hatte Unterschlupf im The Frontline Club, einem Journalistenklub, gefunden. WikiLeaks ließ sich unterdessen nicht aufhalten: Auch gestern wurden neue Dokumente veröffentlicht. Auch eine Videobotschaft mit Durchhalteparolen von Assange war geplant. Und: Hacker legten das Finanzportal der Schweizer Post lahm (weil diese WikiLeaks gesperrt hatte). Online-Banking ist seitdem tot.