Einer Tradition zufolge müsste der nächste UNO-Generalsekretär aus Asien kommen. Noch ist die Nachfolge aber offen.
Die fünf ständigen Sicherheitsratsmitglieder hüllen sich bisher in Schweigen über ihre Präferenzen. Einer ungeschriebenen Tradition zufolge müsste der nächste Generalsekretär aus Asien stammen, nachdem mit Kofi Annan und Boutros Boutros-Gali 15 Jahre lang Afrikaner an der Spitze der UNO standen. Die USA und einige westliche Länder pochen allerdings darauf, einen qualifizierten Nachfolger Annans unabhängig vom Regionalproporz zu wählen.
Die Wahl des UNO-Generalsekretärs
Der Generalsekretär wird auf Vorschlag des Sicherheitsrats von der UN-Vollversammlung gewählt. Die Erfahrung zeigt, dass den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates - China, Frankreich, Russland, Großbritannien und den USA - dabei eine besondere Rolle zukommt.
Es gibt viele Anwärter für den Posten
Zur Zeit sind fünf asiatische Kandidaten für den Posten des Generalsekretärs im Gespräch; außerdem reichte die lettische Präsidentin Vaira Vike-Freiberga ihre Kandidatur ein. Bei einer Probeabstimmung belegte kürzlich der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon den ersten Platz vor dem indischen Vize-Generalsekretär der UNO, Shashi Tharoor. Die folgenden Plätze belegten der thailändische Vize-Ministerpräsident Surakiart Sathirathai, der jordanische Prinz Seid Raad Seid el Hussein und der srilankische Diplomat Jayantha Dhanapala. Der Südkoreaner Ban hatte auch schon bei einer ersten Probeabstimmung im Juli vor dem Inder Tharoor geführt.
Interessanter Kandidat: Prinz Seid
Zu diesem Zeitpunkt hatte Prinz Seid noch nicht kandidiert. Die Kandidatur des Jordaniers hatte das zuvor stockende Nominierungsverfahren wieder in Gang gebracht. Allerdings haben alle fünf Kandidaten im Sicherheitsrat noch nicht allzu viel Enthusiasmus hervorgerufen. Prinz Seid ist Botschafter seines Landes bei der UNO. Er wird nach Angaben eines westlichen Diplomaten "in der UNO sehr respektiert" und sei ein möglicher Kompromisskandidat. Er gilt er als versierter Diplomat sowie als Experte für Friedensfragen und internationales Recht.
Der Sicherheitsrat wird Ende September eine erneute Probeabstimmung vornehmen. "Das Ziel des Rates ist es, der Vollversammlung im Oktober eine Empfehlung zu geben", sagte ein westlicher Diplomat. Bis dahin würden sich vermutlich noch weitere Kandidaten präsentieren.
Genannt werden unter anderem zwei singapurische Politiker: Ex-Minsterpräsident Goh Chock Tong und die aktuelle Botschafterin Singapurs in Washington, Chan Heng Chee. Diese, schreibt das Magazin Time, könne auf die Unterstützung der USA zählen. Eine wichtige Rolle dürfte nach Einschätzung vieler Diplomaten aber auch China spielen, dass sein Gewicht im Sicherheitsrat immer deutlicher einsetzt.