Charles Taylor

Kannibalismus-Vorwurf gegen Liberias Ex-Staatschef

13.03.2008

Liberianische Soldaten sollen ihre Feinde und UN-Soldaten aufgegessen haben. Ein Ex--Kommandant sagte vor dem UNO-Tribunal in Den Haag aus.

Zur Vollversion des Artikels
© AFP
Zur Vollversion des Artikels

Der liberianische Ex-Präsident Charles Taylor sieht sich mit Kannibalismus-Vorwürfen konfrontiert. Ein ehemaliger Berater Taylors, Joseph "ZigZag" Marzah, sagte am Donnerstag vor dem Haager UNO-Tribunal aus, sie hätten von ihm den Befehl erhalten, das Fleisch der gefangenen Feinde und von UN-Soldaten zu essen. "Wir schlitzten ihnen die Kehlen auf, schlachteten sie ab, warfen die Köpfe weg, nahmen das Fleisch heraus und warfen es in einen Topf", so Marzah, der nach eigenen Angaben ehemaliger "Kommandant des Todesschwadrons" war.

Gefürchteter Kriegsherr
Gegen Taylor, einst einer der meist gefürchteten Kriegsherrn Afrikas, liegen in Den Haag elf Anklagepunkte vor, darunter Mord, Vergewaltigung, Rekrutierung von Kindersoldaten und weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er selbst plädierte auf nicht schuldig.

Zeuge packt über Gewalttaten aus
Am zweiten Tag seiner Einvernahme als Zeuge in dem Prozess hat Marzah detailliert die Gewalttaten in Liberia und Sierra Leone beschrieben. Er hätte so viele Männer, Frauen und Kinder getötet, dass er aufhörte zu zählen. Auf Befehl Taylors schnitt er Schwangeren den Bauch auf.

250.000 Menschen im Bürgerkrieg umgekommen
In dem 14 Jahre andauernden Bürgerkrieg in Liberia und Sierra Leone (1989 bis 2003) wurden etwa 250.000 Menschen getötet und eine Million vertrieben. Taylor wird vorgeworfen, sich nicht zuletzt deshalb in die Kämpfe im Nachbarland Sierra Leone eingemischt zu haben, um an die wertvollen Diamanten zu gelangen. Die Anwälte Taylors wiesen die Vorwürfe zurück.

Die Kriege in den beiden westafrikanischen Staaten gelten als außergewöhnlich brutal. Tausenden Bürgern wurden von unter Drogen gesetzten Soldaten, viele davon Kinder, die Extremitäten abgehackt.

Taylor ging nach Nigeria ins Exil, nachdem er 2003 gestürzt wurde. Im März 2006 gab Nigeria dem internationalen Druck nach und Taylor wurde festgenommen, als er gerade nach Kamerun zu entkommen suchte.

Erster Staatschef Afrikas, der wegen Kriegsverbrechen vor Gericht steht
Der frühere liberianische Präsident ist der erste afrikanische Staatschef, der wegen Kriegsverbrechen vor einem internationalen Gericht steht. Es wird damit gerechnet, dass der Prozess gegen Taylor zwei Jahre dauern wird. Die Verhandlung findet aus Sicherheitsgründen in Den Haag und nicht am Sitz des UNO-Tribunals für Sierra Leone in Freetown statt.

Zur Vollversion des Artikels