Medienbericht

Karadzic hält sich in Russland versteckt

01.02.2007

Laut einem Medienbericht soll Radovan Karadzic in Russland untergetaucht sein. Er ist einer der meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher.

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Radovan Karadzic, einer der meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher in Bosnien-Herzegowina, dürfte sich in Russland verstecken. Dies berichtete die in Sarajevo erscheinende Tageszeitung "Oslobodjenje" unter Berufung auf die Erkenntnisse einer Sondergruppe der Polizei und der Nachrichtendienste, die sich mit der Fahndung nach den flüchtigen Angeklagten des Haager UNO-Kriegsverbrechertribunals befasst.

Fahndungsgruppe gebildet
Die Annahme beruht dem Blatt zufolge auf Informationen, zu welchen die Polizeigruppe durch das Abhören eines aus dem Ausland kommenden Telefongespräches gekommen sei. Die Fahndungsgruppe unter dem Codenamen Grozd (Traube) wurde auf die Initiative des internationalen Bosnien-Beauftragten bereits vor einige Zeit gebildet und sichert Informationen über flüchtige Angeklagte des Haager Tribunals und ihre Helfer.

Die Chefanklägerin des UNO-Tribunals, Carla del Ponte, ließ wiederholt wissen, dass sie seit längerer Zeit keine Informationen über die möglichen Verstecke von Karadzic mehr habe. Man ging davon aus, dass sich der einstige Zivilführer der bosnischen Serben in Bosnien-Herzegowina, Serbien oder Montenegro verstecken dürfte.

Flüchtig sind noch sechs Haager Angeklagte. Nach bisherigen Tribunalserkenntnissen lebt einer von ihnen, der frühere serbische Polizei-Spitzenfunktionär Vlastimir Djordjevic schon seit Jahren im russischen Rostow. Der frühere Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, wird dagegen weiterhin in Serbien vermutet.

UN-Chef schaltet sich ein
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon, hat die mutmaßlichen bosnisch-serbischen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic und Ratko Mladic dazu aufgerufen, sich freiwillig dem UNO-Kriegsverbrechertribunal zu stellen. Es liege auch in ihrem eigenen Interesse, sich dem Gericht und seinem Urteil zu stellen, sagte Ban am Donnerstag bei seinem Besuch in Den Haag. "Für den Frieden und den internationalen Wohlstand ist es entscheidend, dass der Straffreiheit von Kriegsverbrechen ein Ende bereitet wird."

Zum voraussichtlichen Mandatsende des UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag in wenigen Jahren sagte Ban, ihm sei bewusst, dass die Richter frustriert darüber seien, dass sie ihre Aufgabe "wegen der Nicht-Kooperation und der Nichtverfügbarkeit der verfolgten Personen" nicht zu Ende bringen könnten. Dies sei ein Thema für den UNO-Sicherheitsrat. Das Mandat des Tribunals zur Verfolgung von Kriegsverbrechern aus dem ehemaligen Jugoslawien läuft 2008 für Verfahren in erster Instanz aus, für Berufungsverfahren endet es 2010.

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