Wegen der Präsidentenwahl in Afghanistan ist es offenbar zu einem Streit zwischen Amtsinhaber Hamid Karzai und dem US-Gesandten Richard Holbrooke gekommen. Karzai habe Holbrooke vorgeworfen, schon auf eine Stichwahl zu drängen, noch bevor überhaupt ein Ergebnis vorliege, erklärten Gewährsleute am Freitag. Bei einem Treffen beider einen Tag nach der Abstimmung am 20. August reagierte Karzai demnach verärgert auf eine Frage Holbrookes, ob er einer zweiten Wahlrunde zustimmen würde.
Stichwahl
Bei dem Gespräch in Kabul habe Karzai erklärt, er werde
das Wahlergebnis akzeptieren, sagten die Gewährsleute. Als Holbrooke dann
gefragt habe, ob er mit einer Stichwahl einverstanden sei, wenn keiner der
36 Kandidaten auf 50 Prozent der Stimme komme, habe er aber gereizt
reagiert. Das Wahlergebnis soll im September verkündet werden. Ersten
vorläufigen Zahlen zufolge liegt Karzai vor seinen Konkurrenten in Führung,
hat aber nicht die für einen Sieg in der ersten Runde erforderlichen 50
Prozent erzielt.
Vorwürfe werden laut
Die US-Botschaft in Kabul und Karzais
Büro bestätigten das Treffen vom 21. August. Streit habe es nicht gegeben,
sagte eine Botschaftssprecherin. Karzai hatte gute Beziehungen zur Regierung
des früheren US-Präsidenten George W. Bush, inzwischen werden dem Staatschef
vonseiten der USA aber schwache Führungsqualitäten vorgeworfen.
Drogenhandel
Besorgt ist Washington einem Bericht der "New York
Times" zufolge außerdem wegen möglicher Verbindungen von Karzais
Vizepräsidentschaftskandidaten zum Drogenhandel. Sollte Mohammad Kazim Fahim
Vizepräsident werden, könnten Sanktionen wie die Verweigerung eines Visums
gegen ihn verhängt werden, berichtete das Blatt unter Berufung auf
Regierungskreise. Ein Gewährsmann bestätigte, dass es mehrere Personen gebe,
die Washington nicht in der künftigen afghanischen Regierung haben wolle.
Auch Angriffe der US-Truppen in Afghanistan sorgen weiter für Zündstoff: Ein Abgeordneter kritisierte den Beschuss einer Klinik durch einen US-Hubschrauber scharf und sprach von einer Verletzung internationaler Gesetze. In dem Krankenhaus war ein verletzter Taliban-Kommandant behandelt worden, der nach den Gefechten festgenommen wurde. Der Mann hätte anders gefasst werden müssen, sagte der Abgeordnete Khalid Faroki. Nach US-Angaben hatten vor dem Angriff alle Zivilpersonen das Gebäude verlassen, und die Truppen berieten anschließend mit den Dorfbewohnern über einen Wiederaufbau. Amnesty International forderte eine Untersuchung des Angriffs und sprach von einer möglichen Rechtsverletzung.