Wahljubiläum
Keine Party für "einjähriges" von Sarkozy
06.05.2008
Angesichts historisch schlechter Umfragewerte hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy Feiern zum ersten Jahrestag seiner Wahl vom 6. Mai 2007 abgesagt.
Er schlug auch eine Einladung der neuen Mitglieder der Regierungspartei UMP zu einem Empfang aus. Stattdessen lud der Präsident die Spitzen aus Partei und Regierung für den Abend zu einem Arbeitstreffen und Cocktail in den Élyséepalast.
"Das Fest ist nicht für Dienstagabend. Das Fest kommt zum Ende der Amtszeit von Nicolas Sarkozy", erklärte der Sprecher der Regierungspartei UMP, Dominique Paillé, dem "Figaro" (Internetausgabe Dienstag). Die Zeichen stünden auf Zurückhaltung und Reformwillen, hieß es aus dem Élyséepalast.
Schlechteste Umfragewerte aller Zeiten
Sarkozy liegt nach einem
Jahr Amtszeit in den Umfragen so schlecht wie kein anderer Präsident der V.
Republik. Zwei Drittel der Wähler erklären sich in Umfragen unzufrieden mit
seiner Politik. Besonders angekreidet werden ihm der Verlust der Kaufkraft
und die Verschlechterung der Wirtschaftslage, obwohl die Notwendigkeit von
Reformen überwiegend akzeptiert wird. Sozialistenchef François Hollande warf
Sarkozy vor, der Präsident der Reichen zu sein und seine Wahlversprechen zu
brechen. Die UMP verteilte dagegen vier Millionen Flugblätter, um ein Jahr
Reformpolitik und "gehaltener Wahlversprechen" zu bewerben.
Rekordhalter in vielen Disziplinen
Der "Hyperpräsident" Sarkozy
hat "55 Reformen" versprochen, um Frankreich ins 21. Jahrhundert zu führen,
und davon die meisten bereits auf den Weg gebracht. In seinem ersten
Amtsjahr unternahm er nach Zählung der Zeitung "Le Parisien" 88
Dienstreisen, davon 38 ins Ausland. 50 Mal empfing er Staats- und
Regierungschefs. Zwölfmal kam er mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen
- ein Rekordwert. Sarkozy nahm Reformvorschläge von 19 Kommissionen entgegen
und war auf 17 Beerdigungen. 76 Bücher wurden im abgelaufenen Jahr über den
Präsidenten veröffentlicht. Seine Mediendominanz und Allgegenwart führte bei
den Wählern nach anfänglicher Begeisterung aber zur Ermüdung, die nach
seiner Scheidung und schnellen Wiederheirat in Ablehnung umschlug.