Auch die USA schalten sich ein. Bush will Außenministerin Rice zu einer Vermittlungsmission entsenden.
In Kenia haben die Konfliktparteien unter Vermittlung des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan ein Abkommen unterzeichnet. Details aus der Vereinbarung würden am Freitag bekanntgegeben, erklärten UN-Vertreter am Donnerstag in Nairobi. Annan vermittelt zwischen Präsident Mwai Kibaki und Oppositionsführer Raila Odinga, die seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl Ende Dezember jeweils den Sieg für sich beanspruchen. Kibakis Chefunterhändlerin Martha Karua sagte, es handle sich nicht um eine abschließende Vereinbarung. US-Präsident George W. Bush kündigte an, Außenministerin Condoleezza Rice zur Vermittlung nach Kenia zu entsenden.
Annan schlägt "Große Koalition" vor
Annan
hatte in einer Ansprache vor dem kenianischen Parlament seine Idee einer
großen Koalition für das ostafrikanische Land vorgestellt, welche die
Reformen im Land überwachen und den Weg für Neuwahlen - möglicherweise
binnen zwei Jahren - bereiten solle. Karua hatte dagegen protestiert und
erklärt, über eine Teilung der Macht sei nie geredet, geschweige denn
Einigkeit erzielt worden. Am Donnerstag betonte Kibakis Chefunterhändlerin,
es sei keine abschließende Vereinbarung erzielt, die Verhandlungen gingen
weiter.
Schritte zur Beilegung der Krise
Auch aus diplomatischen Kreisen
verlautete, es sei unwahrscheinlich, dass in der Übereinkunft bereits die
von Annan angestrebte Machtteilung festgeschrieben worden sei. Angesichts
der Haltung der Konfliktparteien sei es noch viel zu früh für eine Einigung,
sagten Diplomaten der Nachrichtenagentur AFP. Möglicherweise habe Annan
beide Seiten aber dazu bewegen können, weitere Schritte zur Beilegung der
Krise zu vereinbaren. Annan hatte ursprünglich gesagt, er hoffe auf einen
Durchbruch bis zum Wochenende. Er hatte seit Dienstag in einer Safari-Lodge
im Süden des Landes mit den Unterhändlern der Konfliktparteien beraten.
Auch USA unterstützen Annans Bemühungen
"Wir
unterstützen die Bemühungen des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan, die
Krise beizulegen", sagte Bush, der am Freitag zu einer Reise durch fünf
afrikanische Staaten aufbricht. Da sie sich mit ihm in Afrika aufhalte, habe
er Rice gebeten, nach Kenia zu reisen, um Annans Mission zu unterstützen und
den kenianischen Führern "direkt" eine Botschaft zu überbringen, sagte Bush.
Die Gewalt im Land müsse ein sofortiges Ende haben, es müsse Gerechtigkeit
für die Opfer der Kämpfe geben. Das Land müsse "vollständig" zur Demokratie
zurückkehren. Kenia gehört nicht zu den Ländern, die Bush selbst bereisen
will.
Internationaler Druck auf Kibaki wächst
Kibaki steht unter
wachsendem internationalen Druck, einer Teilung der Macht zuzustimmen. Unter
anderem hatten die frühere Kolonialmacht Großbritannien und die USA
Sanktionen wie etwa die Verweigerung von Visa angedroht, sollte Annans
Mission scheitern.
Rechtmäßigkeit der Wahl von Beobachtern bezweifelt
Seit
der Präsidentenwahl am 27. Dezember, deren Rechtmäßigkeit auch von
internationalen Beobachtern angezweifelt wurde, ist es in Kenia zu schweren
Unruhen und Kämpfen zwischen den Volksgruppen des Landes gekommen. Bei den
Kämpfen starben nach Angaben des kenianischen Roten Kreuzes mehr als tausend
Menschen, Hunderttausende sind auf der Flucht. Kenia galt einst als eines
der stabilsten Länder Afrikas.