Oppositionsführer Odinga beharrt aber weiter auf den Rücktritt Kibakis. Unterdessen droht eine humanitäre Katastrophe.
In Kenia hat sich Staatschef Mwai Kibaki zur Bildung einer Einheitsregierung mit der Opposition bereiterklärt. Dies solle zur Versöhnung in dem ostafrikanischen Land beitragen, teilte der Pressedienst des Präsidenten am Samstag mit, nachdem Kibaki US-Vermittlerin Jendayi Frazer empfangen hatte. Oppositionsführer Raila Odinga, der nach der umstrittenen Präsidentenwahl vom 27. Dezember ebenfalls den Sieg für sich beansprucht, beharrte auf Kibakis Rücktritt. Der Präsident sei illegal im Amt, sagte Odinga.
Regierung soll Wunden heilen
Eine Regierung der nationalen
Einheit werde dazu dienen, nach den Unruhen der vergangenen Tage die Wunden
zu heilen, hieß es in der Erklärung von Kibakis Büro. Frazer, die
US-Spitzendiplomatin für Afrika-Fragen, habe den Staatschef aufgefordert,
der Opposition entgegenzukommen, um den blutigen Unruhen im Land ein Ende zu
setzen. Sie habe die Konfliktparteien zum Dialog aufgerufen und sich
zuversichtlich gezeigt, dass alle Seiten zusammenarbeiten würden. Die
Unterstaatssekretärin im US-Außenamt war Freitagabend zu ihrer Mission
eingetroffen.
US-Diplomatin Frazer versucht zu vermitteln
Vor dem Gespräch mit
Kibaki traf Frazer mit Oppositionschef Odinga zusammen. Dieser sagte nach
dem Treffen mit der US-Diplomatin, Kibaki sei illegal an der Macht und dürfe
daher nicht als Präsident an den Verhandlungstisch kommen. Damit schlug der
Oppositionschef de facto Kibakis Angebot zur Bildung einer Regierung der
nationalen Einheit aus. Die Opposition wirft Kibaki Wahlbetrug vor und
besteht auf einer Wiederholung des Urnengangs binnen drei Monaten.
Humanitäre Katastrophe droht
Nach UNO-Angaben sind in Kenia
bis zu 500.000 Menschen in irgendeiner Form von den Gewalttaten betroffen.
Mindestens 100.000 Kenianer bedürften in der Rift-Valley-Region im Westen
des Landes sofortiger Hilfe, erklärten die Vereinten Nationen. 5.400
Kenianer seien in das benachbarte Uganda geflohen, sagte die Sprecherin von
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, Michelle Montas. Sie war ursprünglich mit
der Aussage zitiert worden, 400.000 Menschen seien bisher von Kenia nach
Uganda geflüchtet. Dieser Zahl widersprach am Samstag auch der Sprecher des
UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) in Österreich, Roland Schönbauer.
Bisher wisse man von 1.300 Flüchtlingen aus Kenia in dem Nachbarland.
Innerhalb Kenias seien derzeit rund 250.000 Menschen auf der Flucht, sagte
Schönbauer.
Gewalt ebbt ab
Unterdessen ebbte die Gewalt offenbar allmählich
ab. In der Nacht auf Samstag wurden vergleichsweise wenige Zwischenfälle
gemeldet. In der von den Unruhen besonders schwer getroffenen Stadt Kisumu
wurde nach Polizeiangaben die Ausgangssperre tagsüber aufgehoben, weil sich
die Sicherheitslage verbessert habe. In Kisumu, einer Hochburg der
Odinga-Anhänger, wurden seit der Wahl mehr als hundert Menschen getötet.
Kibaki hatte sich nach der von Unregelmäßigkeiten geprägten Präsidentenwahl vom 27. Dezember zum Sieger erklärt und für eine neue Amtszeit vereidigen lassen. Die daraufhin ausgebrochenen gewaltsamen Unruhen kosteten bisher rund 300 Menschen das Leben. In Mombasa protestierten am Samstag erneut Hunderte Menschen gegen Kibakis Wiederwahl.