Es geht um 2,4 Mrd. Dollar: So viel schuldet Kiew Russland an Gasgebühren. Die Summe soll nun beglichen werden.
In den Gasstreit zwischen dem russischen Monopolisten Gazprom und der Ukraine ist kurz vor Ablauf eines Ultimatums Bewegung gekommen. Der ukrainische Gaskonzern Naftogaz wird nach eigenen Angaben 1,5 Mrd. Dollar (1,064 Mrd. Euro) seiner Schulden begleichen, um einen wenige Stunden zuvor angedrohten Lieferstopp zum 1. Jänner abzuwenden. Ein Gazprom-Sprecher reagierte am Dienstagnachmittag jedoch verhalten. Bisher sei kein Geld eingegangen. Zudem deckt der Betrag aus der Sicht von Gazprom nicht alle Rückstände.
Countdown läuft
Der Moskauer Gasmonopolist forderte zuvor am
Dienstag eine Begleichung der Schulden und eine Verdoppelung des Preises für
künftige Gaslieferungen an die Ukraine. "Der Countdown läuft", sagte
Gazprom-Vorstandschef Alexej Miller in Moskau zu dem unmittelbar
bevorstehenden Lieferstopp.
Der Konzern Naftogaz nimmt zur Begleichung der Schulden einen Kredit bei zwei staatlichen Banken auf. Das Geld solle noch am Dienstag angewiesen werden. Die Ukraine zahlt jedoch nicht die von Gazprom wegen des Zahlungsverzugs geforderten Bußgelder. Gazprom zufolge schuldet Kiew 1,7 Mrd. Dollar an Gasrechnungen, hinzu käme 450 Mio. Dollar an Bußgeldern.
Westeuropa wäre betroffen
Von einem Lieferstopp wäre auch
Westeuropa betroffen, das etwa ein Viertel seines Erdgasbedarfs aus Russland
bezieht, zumeist über Pipelines auf ukrainischem Gebiet. Bereits im Jänner
2006 kam es wegen des russisch-ukrainischen Gasstreits zu
Versorgungsproblemen in Westeuropa.
Wirtschaftskrise trifft Ukraine hart
Über den künftigen Gaspreis
wurde bisher noch keine Einigung erzielt. Moskau will den Gaspreis für die
Ukraine von derzeit rund 180 Dollar pro tausend Kubikmeter mehr als
verdoppeln, auf 418 Dollar. Das entspräche etwa dem gegenwärtigen Preis für
westeuropäische Abnehmer, die von einer Wirtschaftskrise erschütterte
Ukraine wird den Preis jedoch nur schwer aufbringen können. Kiew musste
infolge der globalen Finanzkrise bereits einen Kredit beim Internationalen
Währungsfonds (IWF) in Höhe von 14,5 Mrd. Dollar aufnehmen, um Währung und
Wirtschaft zu stabilisieren. Kiew wirft Moskau vor, die aktuelle
Wirtschaftskrise politisch auszunutzen, um die Ukraine zum Verkauf ihres
Gasnetzes an Russland zu zwingen.
Gazprom steht unter Druck
Doch auch Gazprom steht unter Druck.
Der Börsenwert des Monopolisten ist in diesem Jahr um 71 Prozent
eingebrochen. Einem nicht extern geprüften Geschäftsbericht für das erste
Halbjahr 2008 zufolge, der am Dienstag vorgestellt wurde, konnte das
Unternehmen einen Gewinn von 10,2 Mrd. Dollar erzielen. 2009 werden die
Einnahmen jedoch voraussichtlich sinken, da der Gaspreis zeitverzögert dem
gefallenen Ölpreis angepasst wird. Die Schuldenlast des Unternehmens sank
dem Bericht zufolge von 84,5 Mrd. Dollar Ende 2007 auf 69 Mrd. Dollar Ende
Juni 2008.