Chavez vermittelt
Kolumbiens FARC will offenbar Geisel freilassen
02.12.2007
Die Angehörigen von Ingrid Betancourt hoffen weiter auf den venezulanischen Präsidenten. Man will auch Sarkozy stärker einbinden.
Die kolumbianische Guerilla-Organisation FARC hat sich nach Angaben des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez bereiterklärt, einige ihrer mehr als 40 Geiseln freizulassen. Dies sei seine Vorbedingung für ein Treffen mit FARC-Anführer Manuel Marulanda gewesen, und dieser habe sie akzeptiert, sagte Chavez. Der venezolanische Präsident hatte sich für eine humanitäre Lösung in dem Geiseldrama eingesetzt, bis die kolumbianische Regierung ihm kürzlich das Vermittlungsmandat entzog.
Schon länger keine Verhandlungen zwischen FARC und offiziellen Stellen
Direkte
Verhandlungen zwischen Bogota und den Guerilleros wurden schon im Jahr 2002
abgebrochen. In den Händen der FARC befindet sich auch die frühere
Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, von der am Donnerstag
(Ortszeit) zum ersten Mal seit vier Jahren ein Lebenszeichen aufgetaucht
war. Angehörige der Franko-Kolumbianerin befürworteten am Wochenende eine
Fortsetzung der Vermittlungstätigkeit des venezolanischen Präsidenten für
ihre Freilassung. Astrid Betancourt, die Schwester der im Februar 2002
verschleppten Grün-Politikerin, sagte in der Nacht auf Sonntag im
venezolanischen Fernsehen, sie hoffe, dass Chavez seine Bemühungen
fortsetzen werde. Ähnlich äußerte sich Betancourts Mutter Yolanda Pulecio.
Chavez will weiter vermitteln
Chavez hatte am Samstag vor der
Presse erklärt, er stehe weiter als Vermittler zur Verfügung. Kolumbiens
Präsident Alvaro Uribe hatte seinen venezolanischen Amtskollegen am 21.
November von seiner Vermittlungstätigkeit entbunden und dies damit
begründet, dass er entgegen einer Absprache Kontakt zum kolumbianischen
Militär habe. Sowohl Kolumbiens Regierung als auch die linksgerichteten
Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) äußerten am
Samstag den Wunsch, dass der französische Präsident Nicolas Sarkozy eine
größere Rolle bei der Beilegung der Geiselkrise spiele.
Brief Betancourts veröffentlicht
Die kolumbianischen Medien
veröffentlichten unterdessen einen Brief Betancourts an ihre Familie, in dem
sie über ihre Geiselhaft schreibt. "Wir leben hier wie Tote", heißt es in
dem Text unter anderem. Die kolumbianische Regierung hatte am Freitag bei
der Festnahme von FARC-Rebellen beschlagnahmte Videos, Fotos und Briefe von
Betancourt freigegeben, die ihren Angaben zufolge von Ende Oktober stammen.
Auf den Bildern wirkte Betancourt stark abgemagert und apathisch.