Afghanistan

"Kritik am Angriff gefährdet Leben"

07.09.2009

Mittlerweile schließt Minister Jung zivile Opfer bei Kunduz nicht mehr aus.

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© EPA
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Der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung hat eingeräumt, dass bei dem Luftangriff auf zwei Tanklastwagen in Nordafghanistan möglicherweise auch Zivilisten getötet wurden. "Wenn es zivile Opfer oder auch zivile Verletzte gegeben hat, dann gilt denen unser Mitgefühl, und wir werden uns auch diesbezüglich mit den Betroffenen dann in Verbindung setzen", sagte Jung am Montag in Bonn.

Zivilisten betroffen
Sein Sprecher sagte in Berlin, nach bisherigem Kenntnisstand seien bei dem Luftangriff keine Zivilisten getötet worden, es habe aber verletzte Zivilisten gegeben. Dies decke sich auch mit Angaben des Sprechers der Internationalen Schutztruppe Isaf in Afghanistan.

Aufklärung
Angesichts der unklaren Faktenlage rief Jung zu einer sorgfältigen Aufklärung auf. "Sie wissen, dass es den Bericht gibt von afghanischer Seite, der von 56 getöteten und zwölf Verletzten spricht und auch sagt, dass das nur Taliban seien. Sie wissen aber auch, dass es andere Informationen gibt, und deshalb denke ich sollten jetzt keine vorschnellen Schlüsse gezogen werden." Er habe der NATO nochmals ausdrücklich jede Unterstützung bei der Aufklärung zugesichert, fügte Jung hinzu.

Bis zu 125 Tote
Die Angaben über die Zahl der bei dem Angriff am frühen Freitagmorgen Getöteten reichen bis zu 125 Menschen. Jung hatte am Freitag und über das Wochenende wiederholt betont, nach bisherigem Informationsstand gebe es keine Erkenntnisse über den Tod von Zivilisten. Den Angriff auf die von Taliban-Extremisten entführten Tanklastwagen hatte ein deutscher Kommandant angeordnet.

"Kritik gefährdet Leben"
Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hat dem ISAF-Kommandanten Stanley McChrystal vorgeworfen, mit seiner Kritik am deutschen Befehl zum NATO-Luftangriff nahe Kunduz das Leben der deutschen Afghanistan-Soldaten zu gefährden. "Diese Dissonanzen sind völlig unangebracht", sagte Kujat am Montag dem Nachrichtensender N24. "Ich halte es geradezu für unanständig von einem NATO-Befehlshaber, dass er die Sicherheit und auch das Leben deutscher Soldaten in Gefahr bringt, indem er in die Öffentlichkeit geht und voreilig den Eindruck erweckt, hier seien Zivilisten getötet worden."

Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass Zivilisten unter den Getöteten seien, "wäre es seine erste Pflicht, die Sicherheit deutscher Soldaten, der ihm anvertrauten und unterstellten Soldaten zu wahren", sagte Kujat. "Das ist hier nicht der Fall." Kujat äußerte die Hoffnung, "dass der neue NATO-Generalsekretär das Rückgrat zeigt und auch die Führungsautorität, um diesen General zur Ordnung zu rufen". McChrystal argumentiere wie ein US-General und nicht wie ein NATO-Befehlshaber, dem internationale Truppen unterstellt sind.

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