Gotovina werden Kriegsverbrechen gegen die Serben vorgeworfen. Nun wird ihm der Prozess gemacht.
Vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat am Dienstag der Prozess gegen den früheren kroatischen General Ante Gotovina begonnen. Gotovina habe bei der Zurückeroberung der von Serben kontrollierten Region Krajina während der "Operation Sturm" im August 1995 ein "vernarbtes Ödland voller zerstörter Häuser und Dörfer" hinterlassen, sagte Staatsanwaltschaft Alan Tieger am Dienstag vor dem Tribunal. Dem 52-Jährigen sowie den beiden mitangeklagten Ex-Generälen Ivan Cermak und Mladen Markac werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt. Alle drei haben sich für unschuldig erklärt. Bei einer Verurteilung droht ihnen lebenslange Haft.
Vertreibung der Krajina-Serben
"Dieser Prozess geht auf die
gewaltsame Vertreibung der Krajina-Serben durch Kroatien und die Zerstörung
ihrer Gemeinschaft im August 1995 zurück", erklärte Staatsanwalt Alan Tieger
zu Beginn der Verhandlung. Die von Gotovina geführten Truppen hätten Städte
und Dörfer zerstört und geplündert, um die Serben aus Kroatien zu
vertreiben. Der Einsatz habe für eine panikartige Flucht der serbischen
Zivilbevölkerung gesorgt. "Für diejenigen, die geblieben sind (...), wurde
das Leben zu einem Alptraum", sagte Tieger. Zwischen 150.000 und 200.000
Serben wurden nach Erkenntnissen der Anklage vertrieben, mehr als 150
getötet.
"Operation Sturm"
Auch Cermak und Markac sollen in der
"Operation Sturm" eine Schlüsselrolle gespielt haben. Nach Ansicht der
Ankläger war der 58-jährige Cermak eine Art Militär-Gouverneur der Region
und versuchte, die Ereignisse in der Krajina vor internationalen Beobachtern
zu vertuschen. Der 52-jährige Markac sei als stellvertretender Innenminister
für die Polizei verantwortlich, die an der Vertreibung der Serben beteiligt
war.
Tieger betonte: "Diese drei Männer waren nicht allein". Die Generäle hätten im Sinne des damaligen kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman gehandelt. Dieser hatte die kroatischen Serben mehrmals als "Krebsgeschwür am Unterleib Kroatiens" bezeichnet, wie Tieger vor Gericht wiederholte. Tudjman starb 1999.
Lächelnder General
Zum Prozessauftakt saß Gotovina lächelnd
im Gericht. Vor Verhandlungsbeginn winkte er dem Publikum zu. Er hatte sich
bereits im Vorfeld wie seine beiden Mitangeklagten für nicht schuldig
erklärt. Seine Anwälte betonten, dass der heute 52-Jährige die Kriege in
Bosnien und Kroatien beendet habe. Für seine Verdienste sollte er gelobt und
nicht angeklagt werden, teilten sie im Vorfeld des Prozesses mit.
Haft statt Urlaub
Gotovina war im Dezember 2005 auf der
Kanaren-Insel Teneriffa festgenommen worden und zählte zu den meistgesuchten
mutmaßlichen Kriegsverbrechern der Jugoslawien-Kriege. Die beiden anderen
sind der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und dessen
Armeechef Ratko Mladic, die seit mehr als zwölf Jahren untergetaucht sind.
Viele Kroaten betrachten Gotovina nicht als Verbrecher, sondern als Helden.
Seine Festnahme und Auslieferung löste seinerzeit Proteste aus.