Der Linkspolitiker hat den Vorsitz über die Partei abgegeben.
Fast hätte es Oskar Lafontaine geschafft, seine Linkspartei zum ersten Mal in eine westdeutsche Landesregierung zu führen. Bei der Landtagswahl im Saarland Ende August 2009 kam die Linke auf 21,3 Prozent. Doch die Grünen im Saarland machten ihm einen Strich durch die Rechnung und gingen mit CDU und FDP ein Jamaika-Bündnis (schwarz-gelb-grün) ein.
Werdegang
Für die Persönlichkeit Lafontaine sind überraschende
Entschlüsse nichts Ungewöhnliches. Als er noch in der SPD war, fiel 1995
seine Entscheidung, auf dem Mannheimer Parteitag gegen den damaligen
Vorsitzenden Rudolf Scharping zu putschen, angeblich über Nacht. Im März
1999 kam sein Rücktritt als SPD-Chef und Bundesfinanzminister - im
Zerwürfnis mit dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) - auch für sein
engstes politisches Umfeld überraschend. Der charismatische
Vollblutpolitiker verschwand von der Bühne - nach jahrzehntelangem Einsatz
für die Politik der SPD, was ihn als Kanzlerkandidat im Wahlkampf 1990 nach
einem Attentat fast das Leben gekostet hätte. Die meisten Sozialdemokraten
haben Lafontaine nie verziehen, dass er sie so unvorbereitet verließ.
Rückkehr
2005 kam er zurück. Nach fast 40 Jahren gab er sein
SPD-Parteibuch ab, half bei der Verschmelzung von WASG und PDS zur Linken,
deren Vorsitzender er 2007 wurde. Lafontaine spricht vor allem Arbeitslose,
sozial Schwache und Rentner an und kann enttäuschte Sozialdemokraten an
seine neue Partei binden. Ohne Lafontaine hätte die Linke wohl nicht so
schnell Fuß gefasst im Westen. Aber manche Mitglieder haben auch ihre
Probleme mit seinem Führungsstil. Bei allem Humor und erfolgreichen Einsatz
für die Sache kann Lafontaine autoritär, selbstbezogen, zynisch und arrogant
wirken.
Am 16. September ist er 66 Jahre alt geworden. Auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene hat er etliche Spitzenämter ausgefüllt. Im Saarland, wo er von 1985 bis 1998 bereits SPD-Regierungschef war, trat der in Saarlouis geborene Lafontaine bei der Landtagswahl Ende August als Kandidat für das Ministerpräsidentenamt an. Der Vater zweier Söhne hat sein Bundestagsmandat behalten und ist auch Fraktionsvorsitzender der Linken im saarländischen Landtag.