Scheungraber soll Befehl zur Ermordung 14 italienischer Zivilisten gegeben haben.
In einem der letzten Kriegsverbrecherprozesse in Deutschland ist der 90 Jahre alte Josef Scheungraber am Dienstag in München wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Schwurgericht war nach knapp elfmonatiger Beweisaufnahme überzeugt, dass der damalige Kompaniechef eines Gebirgspionierbataillons 1944 in der Toskana den Befehl zu einem Vergeltungsschlag für den Tod zweier Soldaten gegeben hat. Insgesamt 14 italienische Zivilisten starben.
Hinterbliebene
Das Urteil entsprach dem Antrag der
Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. An der
Urteilsverkündung nahmen auch Hinterbliebene der Opfer teil.
Vergeltungsschlag
Bei dem Vergeltungsschlag waren vier Angehörige
der Zivilbevölkerung erschossen und zehn in einem Haus in die Luft gesprengt
worden. Scheungraber hat im Vorfeld der Verhandlung jede Beteiligung an dem
Massaker bestritten, er habe davon nicht einmal gewusst. In seinem
Schlusswort beklagte er sich, er habe viele Jahre seines Lebens "diesem
Vaterland geopfert" und stehe nun mit fast 91 Jahren als Angeklagter vor
Gericht. In Italien war Scheungraber 2006 in Abwesenheit zu lebenslanger
Haft verurteilt worden. Als deutscher Staatsbürger wurde er zur
Strafvollstreckung aber nicht ausgeliefert.