Immense Schulden
Libanon tief in den roten Zahlen
25.01.2007
Der Libanon, einst die Schweiz des Nahen Ostens, erstickt in Schulden. Mit 41 Mrd Dollar steht das Zedern-Land in der Kreide.
Zu seinen Wirtschaftswunder-Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg galt der Libanon als "Schweiz des Nahen Ostens" - und dies nicht nur, weil das Land Skigebiete in seinen Bergen erschloss. Die einst wohlhabende Nation ächzt inzwischen unter einem erdrückenden Schuldenberg: Nach dem langen, blutigen Bürgerkrieg, einem teuren Wiederaufbau und dem jüngsten Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz steht der Libanon mit gut 41 Mrd. Dollar (31,5 Mrd. Euro) in der Kreide - rund 180 Prozent der libanesischen Wirtschaftsleistung eines Jahres.
Premier Siniora soll gestützt werden
Das bisher größte
Hilfspaket für den Libanon, das die internationale Gemeinschaft am
Donnerstag bei der Geberkonferenz "Paris III" auf Schienen gestellt, soll
das Reformprogramm des pro-westlichen Ministerpräsidenten Fouad Siniora
stützen. Dabei soll nicht nur das Land wiederaufgebaut und seine
Infrastruktur in Stand gesetzt werden. Die Geber hoffen darauf, dass durch
Reformen in Wirtschaft und Verwaltung vor allem das Zusammenleben zwischen
den Gemeinschaften - sunnitische und schiitische Muslime sowie maronitische
Christen - verbessert wird. Ziel ist ein selbstständig agierendes Land, das
von den Einflüssen Syriens und des Iran frei ist.
Rumpfkabinett in Beirut
Auch wenn die mehr als sieben Milliarden
Dollar Hilfen der Pariser Konferenz allen Libanesen zugute kommen sollen,
gilt das Paket als Zeichen des internationalen Rückhalts für Siniora. Der
Sunnit verfügt nur noch über ein Rumpfkabinett, seit die Schiiten-Bewegungen
Hisbollah und Amal im November ihre Minister aus der Regierung der
nationalen Einheit zurückzogen.
Staatsschulden sollen gesenkt werden
Anfang Jänner nahm das
Kabinett Sinioras Reformplan an, der auch in Paris auf breite Zustimmung
stieß. Der Plan sieht vor, die libanesischen Staatsschulden bis 2011 auf 144
Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zu senken. Vorgesehen sind unter
anderem Erhöhungen von Mehrwert- und Mineralölsteuern sowie Verkäufe der
staatlichen Telekomfirmen. Das im vergangenen Jahr um fünf Prozent
geschrumpfte BIP soll jährlich wieder um vier bis fünf Prozent wachsen, die
jährliche Inflationsrate von zuletzt 7,5 auf zwei bis 2,5 Prozent sinken.