Das Fürstentum prüft nun Rechtsschritte gegen Deutschland. Liechtenstein will das Stiftungsrecht dennoch reformieren.
Nach der Steuerrazzia der deutschen Steuerbehörden bei Anlegern in Liechtenstein prüft das Fürstentum jetzt rechtliche Schritte gegen die Bundesrepublik. "Wir werden weitere rechtliche Schritte überprüfen, um unsere Bürger und auch die Anleger, die uns vertrauen, vor derartigen Untersuchungsmethoden, die in Liechtenstein gesetzlich nicht gedeckt sind, zu schützen", sagte Staatschef Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein am Dienstag Vormittag in Vaduz.
David gegen Goliath
Das Fürstentum werde von einem "Großstaat
angeschossen". Der Finanzplatz Liechtenstein werde diesen Angriff aber
überleben.
Liechtenstein entsetzt
Der stellvertretende Regierungschef und
Justizminister Klaus Tschütscher sagte, die liechtensteinische Regierung sei
entsetzt gewesen, dass deutsche Behörden so "drakonische und
rechtsstaatfeindliche Methoden" angewandt hätten. "Bei uns
können fiskalische Interessen nicht über rechtsstaatliche Prinzipien
gestellt werden", sagte Erbprinz Alois: "Deutschland sollte seine
Steuergelder besser dafür einsetzen, sein Steuersystem in den Griff zu
bekommen, als Millionenbeträge für Daten auszugeben, deren rechtliche
Verwertbarkeit zweifelhaft ist."
BND kaufte Daten von geheimen Informanten
Der deutschen
Auslandsgeheimdienst BND hatte laut übereinsimmenden Medienberichten für die
brisante Bankdaten aus dem Land vier bis fünf Mio. Euro an einen Informanten
gezahlt. Tschütscher betonte, die Anstiftung zum Verrat von
Geschäftsgeheimnissen sei in Liechtenstein strafbar. Wenn die Informationen
stimmten, habe "der deutsche Finanzminister und eine Reihe von
Staatsbediensteten einem verurteilten Rechtsbrecher mehrere Millionen für
gestohlene Daten zukommen lassen". Die liechtensteinische Justiz habe
deshalb "ein Ermittlungsverfahren gegen die unbekannte Täterschaft
wegen Verletzung eines Betriebsgeheimnisses zugunsten des Auslandes
eingeleitet". "Wenn die Rechtssicherheit, die wesentlicher
Grundpfeiler unseres Rechtsstaates ist, durch Dritte gefährdet wird, stellt
das die Souveränität unseres Landes und unserer Gesetzgebung infrage",
so Tschüttner laut Aussendung wörtlich.
Steueroase Liechtenstein
Der Justizminister verwies darauf, dass
das Fürstentum, das für Deutsche als Steueroase gilt, in den vergangenen
Jahren in Zusammenarbeit mit der EU viel gegen Geldwäsche und für mehr
Transparenz getan habe. Laut "dpa" ist Liechtenstein dennoch jetzt
auch bereit, sein umstrittenes Stiftungsrecht zu reformieren. Liechtensteins
Regierungschef Otmar Hasler ist am Dienstag nach Berlin gereist. Gespräche
mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück sind am
Mittwoch geplant.