In Island hat die Linkskoalition einen klaren Sieg errungen. Nach 18 Jahren mussten die Konservative die Macht abgeben.
Islands Linksparteien stehen nach den vorgezogenen Parlamentswahlen vor einem historischen Wahlsieg. Nach Auszählung von fast der Hälfte der Stimmen kamen die Sozialdemokratische Partei von Übergangsregierungschefin Johanna Sigurdardottir und der grüne Koalitionspartner am Sonntag zusammen auf 52,1 Prozent der Stimmen. Die Konservativen räumten ihre Niederlage bereits ein.
Junior-Partner
Den Prognosen der Wahlkommission zufolge
erhielten Sigurdardottirs Sozialdemokraten 31,6 Prozent der Stimmen. Die
Linksgrünen, seit Februar Junior-Partner in der Übergangsregierung, kamen
demnach auf 20,5 Prozent. Sigurdardottir zeigte sich begeistert: Wenn das
Ergebnis bestätigt werde, sei dies "eine historische Wahl", weil dann
erstmals die linken Parteien eine Mehrheit im Parlament hätten, sagte die
66-Jährige vor Journalisten. "Unsere Stunde ist gekommen."
Die konservative Unabhängigkeitspartei, die das Land seit 1991 regiert hatte, wurde den Prognosen zufolge von den Wählern für ihr Versagen in der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise abgestraft. Sie erhielt demnach nur 22,9 Prozent der Stimmen, das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Parteichef Bjarni Benediktsson räumte die Niederlage seiner Partei ein. "Diesmal haben wir verloren, aber wir werden wieder gewinnen", sagte er. Die Partei habe die Botschaft der Wähler deutlich verstanden. "Es ist klar, dass wir Vertrauen verloren haben. Wir fangen gerade erst an, es zurückzugewinnen."
Finanzkrise
Die Unabhängigkeitspartei war im Jänner in Folge der
Finanzkrise aus dem Amt gefegt worden, deshalb waren Neuwahlen nötig
geworden. Die Krise hat das einst wohlhabende Island besonders hart
getroffen, ein Staatsbankrott wurde nur durch einen Milliardenkredit des
Internationalen Währungsfonds (IWF) und der skandinavischen Länder
verhindert. Tausende Isländer haben ihr Vermögen und ihre Arbeit verloren.
Die Arbeitslosenrate könnte 2009 auf zehn Prozent steigen. Die
Wirtschaftskraft dürfte laut Experten um zehn Prozent zurückgehen.
Bei dem Urnengang waren 228.000 Wahlberechtigte des Inselstaates aufgerufen, über die 63 Sitze im Althingi genannten Parlament abzustimmen. Sigurdardottirs rot-grüne Koalition hatte vor den Wahlen angekündigt, die Zusammenarbeit trotz der Differenzen über einen möglichen EU-Beitritt fortzusetzen. Die Regierungschefin befürwortet den Beitritt, die Linksgrünen fürchten dadurch aber vor allem Einschränkungen für die isländischen Fischer.