Die Aufforderung des Papstes an Williamson, seine Aussagen zu widerrufen findet Beifall, der Zentralrat der Juden fordert eine Abwendung von der Piusbruderschaft.
Die Aufforderung des Vatikans an den Traditionalisten-Bischof Richard Williamson, seine Aussagen zum Holocaust zu widerrufen, sind von vielen Seiten begrüßt worden. Andererseits reißt die Kritik an Papst Benedikt XVI. weiterhin nicht ab. Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte den Vatikan am Donnerstag auf, sich vollständig von der vom verstorbenen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten traditionalistischen Piusbruderschaft (Priesterbruderschaft St. Pius X., FSSPX) abzuwenden, der der Holocaust-Leugner Williamson angehört.
Keinen partnerschaftlichen Dialog
Der Generalsekretär des
jüdischen Zentralrats, Stephan Kramer, erklärte gegenüber der Online-Ausgabe
des "Handelsblatts" (Düsseldorf), mit einer Kirche, der auch die
Bruderschaft angehöre, könne es vonseiten der Juden keinen
partnerschaftlichen Dialog geben. "Der Papst muss sich entscheiden, auf
welcher Hochzeit er tanzen will", sagte der
Zentralrats-Generalsekretär.
Benedikt XVI. hatte Ende Jänner die Exkommunikation der vier lefebvristischen Bischöfe - darunter Williamson - aufgehoben. Die vier Männer waren von dem Konzilsgegner Lefebvre 1988 gegen den Willen des Heiligen Stuhls zu Bischöfen geweiht worden. Ein derartiger Akt zieht nach Kirchenrecht die automatische Exkommunikation nach sich.
"Wichtige Botschaft"
Die Jerusalemer
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem begrüßte die Aufforderung an Williamson,
die Leugnung des Holocaust zu widerrufen. Dies verbreite die "wichtige
Botschaft, dass das Leugnen des Holocaust und der Antisemitismus in der
Kirche keinen Platz haben", erklärte der Direktor der Stätte, Avner
Shalev, am Donnerstag laut Kathpress in Jerusalem: "Wenn die höchste
moralische Autorität der Kirche erklärt, dass das Leugnen des Holocaust
nicht akzeptabel sei, dann ist das eine wichtige Botschaft an die ganze Welt."
In der katholischen Kirche in Frankreich hat sie Aufforderung des päpstlichen Staatssekretariats große Zustimmung ausgelöst. "Endlich! Darauf haben wir seit 24. Jänner (Bekanntgabe der Aufhebung der Exkommunikationen, Anm.) gewartet", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Hippolyte Simon, der Tageszeitung "La Croix" laut Kathpress. Mit der Erklärung des Staatssekretariates vom Mittwoch sei zugleich auch deutlich geworden, dass von einer Wiedereingliederung der Traditionalisten-Bischöfe in die Kirche keine Rede sein könne, so Simon. Voraussetzung dafür sei, dass die Piusbruderschaft das Zweite Vatikanische Konzil voll anerkenne. Das habe jetzt auch der Vatikan bekräftigt.
"Aufhebung der Exkommunikation rückgängig machen"
Der
Theologe und prominente Kirchenkritiker Hans Küng forderte den Papst auf,
die Aufhebung der Exkommunikation der vier Traditionalisten-Bischöfe wieder
rückgängig zu machen. "Das wäre eine klare Position",
sagte der in Deutschland lebende Schweizer, dem die päpstliche Lehrbefugnis
entzogen worden war, am Donnerstag dem Nachrichtensender N24. Außerdem riet
Küng dem Papst, sich von der FSSPX zu distanzieren und sich persönlich für
die Aufhebung der Exkommunikation zu entschuldigen.
Vorwurf des Komplotts gegen den Papst zurückgewiesen
Unterdessen
wehrte sich die französische Publizistin Fiammetta Venner gegen den Vorwurf,
ein Komplott gegen den Vatikan organisiert zu haben, wie dies der
italienische Journalist Andrea Tornielli behauptet. Das TV-Interview mit
Williamson, in dem er die Existenz von Gaskammern in den
Konzentrationslagern leugnet, sei zwar bereits im November aufgezeichnet
worden, sagte Venner der Tageszeitung "Le Monde" am Donnerstag.
Allerdings sei die Ausstrahlung im schwedischen Fernsehen bereits vor Wochen
auf den 21. Jänner festgelegt worden. Dass dieser Tag mit dem offiziellen
Datum der Aufhebung der Exkommunikation zusammengefallen sei, stelle einen
Zufall dar, denn weder sie, noch das schwedische Fernsehen hätten die
Planungen des Vatikans gekannt.
Pius-Bruderschaft widersetzt sich dem Papst
Die
Pius-Bruderschaft geht nach einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" auch
nach der Versöhnungsgeste von Papst Benedikt XVI. auf Konfrontationskurs.
Für Ende Juni sei bereits der nächste Termin von Priesterweihen angesetzt,
obwohl solche Weihen den vier abtrünnigen Bischöfen der Bruderschaft
verboten seien, berichtete die Zeitung in ihrer Freitagsausgabe.