Todkrank
Lockerbie-Attentäter wurde freigelassen
20.08.2009
Libyer wurde von tausenden Menschen in seiner Heimat empfangen.
Der krebskranke Lockerbie-Attentäter Abdel Basset Ali al Megrahi (57) ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Dies teilte der schottische Justizminister Kenny MacAskill in Edinburgh mit. Bereits kurz nach seiner Freilassung flog der ehemalige Geheimdienstagent mit einem libyschen Airbus von Glasgow in seine Heimat Libyen. Bei der Ankunft auf einem Militärflughafen bei Tripolis wurde der 57-Jährige von tausenden Menschen begrüßt. Obwohl die Rückkehr Megrahis in das nordafrikanische Land nicht von den staatlichen Medien angekündigt worden war, fanden sich am Flughafen der Hauptstadt Tripolis zahlreiche junge Libyer ein, die ihm zujubelten und die Landesflagge schwenkten. Nach dem Verlassen des aus Großbritannien gelandeten Flugzeugs umarmte Megrahi seine auf dem Rollfeld wartenden Söhne.
Die USA haben den begeisterten Empfang für den todkranken Lockerbie-Attentäter in Libyen scharf kritisiert. "Er ist ein Terrorist, kein Held", sagte ein Sprecher des Außenamtes am Donnerstagabend in Washington.
Abdel Basset Ali al Megrahi tritt die Heimreise nach Libyen an. (c)
AP
Die Freilassung des Libyers, der Prostatakrebs im Endstadium hat, erfolge aus humanitären Gründen, sagte MacAskill. Megrahi war wegen des Anschlags auf ein Passagierflugzeug der US-Fluglinie PanAm, bei dem im Jahr 1988 270 Menschen gestorben waren, zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
"Er geht nach Hause, um zu Sterben"
"Er geht nach
Hause, um zu Sterben", sagte MacAskill. Der Libyer habe laut
medizinischen Gutachten "weniger als drei Monate" zu leben, seine
Krankheit sei "tödlich, endgültig und unumkehrbar",
erläuterte der schottische Justizminister. "Megrahi sieht derzeit
dem Urteil einer höheren Instanz entgegen."
Von der US-Regierung wurde die Entscheidung mit "tiefem Bedauern" zur Kenntnis genommen, wie ein Sprecher des Weißen Hauses mitteilte. 188 Opfer des Lockerbie-Anschlags waren US-Amerikaner, Megrahi war der Einzige, der für das Attentat verurteilt wurde.
Freilassung "keine Relativierung des Urteils"
MacAskill
wies Vorwürfe, seine Entscheidung beruhe auf einer politischen Vereinbarung
zwischen der britischen und libyschen Regierung, auf mehrmalige
Journalistenfragen entschieden zurück. Er habe strikt nach dem schottischen
Strafvollzugsrecht entscheiden, das eine vorzeitige Freilassung von
todkranken Häftlingen aus humanitären Gründen erlaube. "Es
handelt sich um eine Entscheidung, die ich getroffen habe und zu der ich
stehe", betonte MacAskill. Die Freilassung stelle keine Relativierung
des Lockerbie-Urteils dar, doch man müsse Gerichtsurteile nicht nur
vollstrecken, sondern dies auch mit Gnade tun.
Al-Megrahi saß acht Jahre seiner Strafe in Schottland ab. Er hätte frühestens nach 27 Jahren Haft freigelassen werden können.
Ein
Denkmal erinnert an den folgenschweren Anschlag im Dezember 1988. (c)
Getty
270 Tote
Bei der Explosion am 21. Dezember 1988, drei Tage vor
Weihnachten, starben alle 259 Insassen der PanAm-Maschine, überwiegend
US-Bürger, sowie elf Menschen am Boden. Bei einigen Angehörigen der 270
Opfer riefen die seit Tagen kursierenden Hinweise auf eine Haftverschonung
Empörung hervor, auch die US-Regierung sprach sich gegen eine Freilassung
von Megrahi aus.