Die Redner beim republikanischen Parteitag rühmen John McCain als den "richtigen Mann". Zudem stellt man sich demonstrativ um Vize Palin.
Nach einem gedämpften Auftakt wegen des Hurrikans "Gustav" kommt der Wahlparteitag der US-Republikaner in Schwung. Präsident George W. Bush würdigte am Dienstagabend in einer per Satellit aus dem Weißen Haus übertragenen Rede an die Delegierten in Minneapolis-St. Paul (Bundesstaat Minnesota) den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain als Schützer Amerikas und "richtigen Mann" für die Nation. Zugleich kam es auch zu den ersten scharfen Parteitagsattacken gegen den demokratischen Spitzenbewerber Barack Obama. Der einstige demokratische und jetzt unabhängige Senator sowie enge McCain-Freund Joe Lieberman bezeichnete ihn als den "politisch unerfahrensten" Kandidaten der Geschichte.
Überparteilicher Brückenbauer
Bush und Lieberman hoben
zudem McCain als unabhängigen Denker und überparteilichen Brückenbauer
hervor. Einhellig stellten sich die Delegierten hinter die Vizekandidatin
Sarah Palin, die wegen der Schwangerschaft ihrer 17-jährigen unverheirateten
Tochter und anderer Enthüllungen in die Schlagzeilen geraten war.
Wie bereits am Montag gab es am Rande des Parteitags erneut Demonstrationen gegen den Irak-Krieg und die Politik der Regierung insgesamt. Die Polizei setzte Tränengas gegen eine Gruppe von Demonstranten ein, die nach Medienberichten versucht hatte, die Sicherheitsabsperrungen um das Kongresszentrum zu durchbrechen.
"Gustav" brachte Programm durcheinander
Bush hatte
einen ursprünglich am Montag geplanten direkten Auftritt vor den 2.400
Delegierten wegen "Gustav" abgesagt. Zudem war das gesamte Auftaktprogramm
des Kongresses drastisch gekürzt worden. Am Dienstag kehrten die
Republikaner dann weitgehend zu ihrer geplanten Tagesordnung zurück. Das
Programm am Dienstag stand unter dem Motto "Dienst (an unserem Land)" und
war über weite Strecken McCains Verdiensten als Soldat und Gefangener im
Vietnamkrieg sowie seiner langjährigen Amtszeit als Senator gewidmet. Bush
äußerte sich weiter optimistisch über die Erfolgsaussichten von McCain und
dessen Vizekandidatin Sarah Palin bei der Präsidentschaftswahl am 4.
November.
Ehemaliger Demokrat lobt McCain
Lieberman, der noch vor acht
Jahren als Vize des damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Al
Gore angetreten war, nannte Obama einen begabten und eloquenten Mann, der
große Dinge in der Zukunft bewirken könne. Aber angesichts der gegenwärtigen
Herausforderungen sei Eloquenz kein Ersatz für Substanz. Wie Bush
stellten Lieberman sowie der Exsenator von Tennessee und Schauspieler Fred
Thompson wiederholt heraus, dass McCain ein "Freidenker" sei, der seinem
Gewissen folge.
Lob für Palin
Alle Redner lobten zugleich Vizekandidatin
Sarah Palin als aufrechte Konservative und zugleich entschlossene
Reformerin. Sie werde frischen Wind in die Politik bringen und habe den Mut,
es mit dem Washingtoner Establishment aufzunehmen, sagte Thompson. Auch
Lieberman bescheinigte der erst 44 jährigen Gouverneurin aus Alaska die
Bereitschaft, "Washington aufzumischen".
Kritik an "Schwangerschafts-Berichterstattung"
Unterdessen
kritisierte das Weiße Haus die anhaltende Berichterstattung der Medien über
die Schwangerschaft der erst 17 Jahre alten Tochter Palins. Bush halte dies
für eine private Familienangelegenheit, sagte Sprecherin Dana Perino. Die
Medien müssten entscheiden, ob sie die Sache weiter ausschlachten wollten.