Es war die zwanzigste TV-Debatte zwischen Clinton und Obama. Die Töne waren insgesamt sanfter. Hillary patzte mit einem Versprecher.
In einer weiteren Fernsehdebatte haben die beiden rivalisierenden Präsidentschaftsbewerber der US-Demokraten am Dienstag über Themen wie die Gesundheitspolitik und den Krieg im Irak debattiert. Auch negative Wahlkampftaktiken warfen Hillary Clinton und Barack Obama einander vor. Der Ton der Debatte in Cleveland (US-Staat Ohio) war höflich, aber pointiert. Entgegen den Erwartungen vieler Experten verzichteten sowohl die Ex-First Lady und Senatorin von New York als auch der schwarze Senator von Illinois auf persönliche Attacken.
Stolpersteine in der Außenpolitik
Hillary Clinton
bezeichnete Dmitri Medwedew als Marionette Putins. Putin sei der starke
Mann, und dies werde auch so bleiben - obwohl die Person, die ihm nachfolgt,
dies verhindern wolle. Das Verhängnis für Hillary Clinton nahm dann seinen
Lauf. Der Moderator fragte, wer denn der Nachfolger sein werde: "Wer
wird das sein? Kennen Sie auch seinen Namen?". Clinton setzt an: "Äh
- Med - äh - Meddewedde, Neverdever, wie auch immer, ja", stammelt
sie in die Kameras - das Publikum lacht über den Versprecher und die
Unfähigkeit, Medwedew richtig auszusprechen.
Obama verfolgt den Versprecher seiner Rivalin gelassen. Auf die Frage des Moderators, was ihm denn zu Medwedew einfällt, sagt er: "Senatorin Clinton spricht sehr akkurat über ihn". Auf das laute Lachen im Publikum reagiert er nicht. Doch er dürfte den Versprecher mit Genugtuung registriert haben.
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Clinton spricht Obama militärische Kompetenz ab
Hillary
Clinton warf ihrem Rivalen erneut mangelnde Erfahrung in der Außenpolitik
vor. Sie sprach Obama die Fähigkeit ab, einen guten Oberbefehlshaber der
US-Streitkräfte abzugeben. „Vergangenen Sommer hat er grundsätzlich damit
gedroht, Pakistan zu bombardieren - ich halte das nicht für eine besonders
kluge Position“, sagte Clinton und betonte, mit ihrer Expertise in der
Außenpolitik sei sie qualifizierter, um gegen den Favoriten der Republikaner
für die Präsidentschaftskandidatur, Vietnam-Veteran John McCain, anzutreten.
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Obama wies Clintons Vorwurf zurück: Er habe lediglich gesagt, die USA sollten eingreifen, falls Pakistan selbst nicht fähig oder willens sei, gegen die Köpfe des Terrornetzwerks al-Qaida vorzugehen, sagte der Senator aus Illinois. Zwar behaupte Clinton immer wieder, sie stehe „von Tag eins an“ als Oberbefehlshaberin der Streitkräfte bereit, in Wahrheit jedoch sei in der Vergangenheit von Tag eins an bereit gewesen, Präsident George W. Bush nachzugeben, sagte Obama in Anspielung auf Clinton Ja für den US-Einmarsch im Irak. Obama hatte sich von Anfang an gegen den Irak-Einsatz ausgesprochen. Auch McCain hatte Obama vergangene Woche wegen seiner fehlenden Erfahrung in der Außenpolitik und seinen Pakistan-Äußerungen angegriffen.
Schärfstes Wortgefecht bei Gesundheit und Freihandel
In
ersten Experten-Analysen wurde Obama ein besseres Abschneiden in der Debatte
bescheinigt, in der dann die Themen Gesundheitsreform und das umstrittene
Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada (NAFTA) besonders breiten Raum
einnahmen. In diesen beiden Bereichen lieferten sich die beiden Bewerber
auch die schärfsten Wortwechsel.
Neuverhandlung des NAFTA-Abkommens
Mit Blick auf das
Freihandelsabkommen NAFTA mit Mexiko und Kanada warf Obama Clinton vor, ihre
Fahne nach dem Wind zu drehen. Das Abkommen ist unter Arbeitern, deren
Stimmen in Ohio entscheidend sein könnten, höchst unpopulär. In
landwirtschaftlich geprägten Staaten, wo NAFTA auf Zustimmung stößt, habe
Clinton das Abkommen gelobt, sagte Obama, während sie es in Gegenden wie
Ohio kritisiere. Er dagegen vertrete dazu eine einheitliche Position. Die
Senatorin aus New York sagte, sie habe deutlich gemacht, dass sie sich für
eine Neuverhandlung des Abkommens einsetze.
Turban-Foto
Die New Yorker Senatorin (60) erklärte in der
TV-Debatte, dass sie weiter für eine Nominierung kämpfen werde. "Ich
bin eine Kämpferin", betonte sie mehrmals im Laufe der Diskussion.
Wie bereits zuvor verwies sie vor allem auf ihre langjährige Erfahrung
insbesondere auch auf außenpolitischen Gebiet. Ausdrücklich distanzierte
sich Clinton von einem am Wochenende verbreiteten Foto, das ihren Rivalen in
traditioneller muslimischer Kleidung mit Turban zeigt. Ein US-Internetportal
hatte das Bild mit dem Hinweis verbreitet, es sei von Mitarbeitern Clintons
in Umlauf gebracht worden.
Lesen Sie hier mehr zu dem Turban-Streit
Obama schmeichelt Hillary
Obama sorgte für einen versöhnlichen
Schlusspunkt, indem er seiner Rivalin bescheinigte, dass sie des
Präsidentenamtes "würdig" sei. In jedem Fall wäre sie
für die Aufgabe besser geeignet als der voraussichtliche republikanische
Spitzenkandidat John McCain, sagte der 46-Jährige. Er glaube aber, dass er
der bessere Präsident als Clinton wäre, "weil ich das Land
auf eine einzigartige Weise zusammenbringe würde".
Clinton muss in Texas und Ohio gewinnen
Nach einer Serie von elf
Vorwahlsiegen hintereinander hatte Obama die Favoritenrolle im Rennen um die
demokratische Präsidentschaftskandidatur erobert. Clinton muss nach
übereinstimmenden Urteil von Experten am 4. März in Ohio und Texas klar
gewinnen, um weiter Chancen auf die Nominierung zu haben. In den beiden
bevölkerungsreichen Staaten werden sehr viele Delegiertenstimmen vergeben.
Vor diesem Hintergrund galt die Fernsehdebatte - die insgesamt 20. im
demokratischen Vorwahlkampf - für sie als besonders wichtig.
Das Buhlen um Delegiertenstimmen
Es war bereits die 20. Debatte
des Wahlkampfs. Bei der ersten im April 2007 war Clinton noch die eindeutige
Favoritin, inzwischen liegt Obama nach der Zahl der Siege und der
Delegiertenstimmen vorn. Derzeit hat er nach Berechnungen des
Nachrichtensenders CNN 1.360 Delegiertenstimmen, Clinton 1.269. Für die
Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten sind 2.025 Stimmen
nötig.