US-Vorwahlen

Clinton und Obama in TV-Debatte streichelweich

17.04.2008

Die beiden demokratischen Kandidaten nahmen bewusst die Schärfe aus ihrer Debatte. Beide sind vom Sieg des anderen gegen McCain überzeugt.

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© AP
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Hillary Clinton und Barack Obama haben sich vor ihrer nächsten Vorentscheidung zur Präsidentschaftskandidatur um eine sachliche Debatte bemüht. In einer zweistündigen Fernsehdiskussion zeigten beide aber auch ihre Differenzen auf. Insbesondere Senator Obama kritisierte den politischen Stil seiner Rivalin.

Kleiner Disput um Obama-Sager
"Man nimmt eine Äußerung, die nicht sauber formuliert ist, und reitet darauf herum", sagte Obama am Mittwochabend in Philadelphia. "Das ist genau das, was Senatorin Clinton in den vergangenen vier Tagen gemacht hat." Clinton warf Obama mehrmals vor, elitär und abgehoben zu sein, weil dieser in kleinem Kreis von verbitterten und ressentimentgeladenen Arbeitern gesprochen hatte.

Obama erinnerte Clinton an eine Kontroverse, als sie selbst 1992 erklärt hatte, sie hätte ja auch Kekse backen können anstatt in die Politik zu gehen. Danach wurde Clinton von politischen Gegnern als Feministin dargestellt. Obama sagte: "Ich denke, Senatorin Clinton hat die falsche Lehre daraus gezogen, weil sie die gleiche Taktik übernommen hat."

Um Fragen des politischen Stils ging es auch bei einer Wahlkampfäußerung Clintons über eine Reise nach Tuzla während des Bosnien-Kriegs. Die Senatorin sagte, sie sei damals in das Feuer von Heckenschützen geraten und habe hinter einem Auto Deckung suchen müssen. Fernsehbilder zeigten aber, wie Clinton völlig ruhig zu einer Gruppe von wartenden Personen ging. Obama sagte, Clinton habe das Recht, sich zu irren. Er habe auch Fehler gemacht. Im Wahlkampf dürften Kandidaten aber nicht allein nach ihren Pannen beurteilt werden. Clinton entschuldigte sich, dass sie zu der Bosnien-Reise übertriebene Angaben gemacht habe.

Beide glauben an Sieg des anderen gegen McCain
Beide Bewerber bescheinigten einander in ihrer 21. Debatte, dass der jeweils andere in der Präsidentenwahl am 4. November gegen den republikanischen Kandidaten John McCain gewinnen könne. "Ich werde alles tun um sicherzustellen, dass einer von uns im Jänner nächsten Jahres den Amtseid ablegt", sagte Clinton. "Ich denke, dass muss das überragende Ziel sein." Beide Bewerber lehnten es aber ab, sich bereits jetzt auf einen Vizepräsidentschaftskandidaten festzulegen.

Pennsylvania ist am kommenden Dienstag der letzte sogenannte Schlüsselstaat auf dem langen Weg zur Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten. Danach folgen noch zehn weitere Vorwahlen. Clinton muss in Pennsylvania mit großem Vorsprung gewinnen, um ihre Chance auf einen Sieg über Obama am Leben zu erhalten. In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage zur Vorwahl in Pennsylvania schmolz ihr Vorsprung auf sechs Prozentpunkte vor Obama; im März waren es noch 16 gewesen. Zurzeit hat Obama laut CNN 1.644 und Clinton 1.498 Delegierte hinter sich. 2.025 werden für die Nominierung benötigt; in Pennsylvania geht es um 158 Stimmen. Eine Entscheidung Bedeutung haben knapp 800 "Superdelegierte", die nicht gewählt, sondern von der Partei ernannt wurden und in ihrer Präferenz nicht festgelegt sind.

Keine Atomwaffen für Iran
Clinton und Obama wollen, wie auch die gegenwärtige Regierung unter dem Republikaner George W. Bush, den Iran am Bau von Atomwaffen hindern. Zudem drohten sie der Islamischen Republik mit massiver Vergeltung, sollte sie Israel oder andere Verbündete in der Region angreifen. Clinton schlug in der Debatte einen Schutzschirm aus Israel und anderen nicht näher benannten Staaten im Nahen Osten vor. Sollte der Iran den jüdischen Staat angreifen, müsse er mit massiven Vergeltungsschlägen rechnen. Das gelte auch für Angriffe auf die anderen Länder, wenn diese auf Atomwaffen verzichteten.

Obama bezeichnete es als eine seiner wichtigsten Aufgaben im Präsidentenamt, den Iran von Atomwaffen freizuhalten. Er schließe keine Option aus, um das Land vom Einsatz oder dem Erwerb von Kernwaffen abzuhalten, betonte er. Das gelte auch für den Fall einer Bedrohung Israels und anderer Länder

Obama baut Vorsprung massiv aus
Jüngsten Umfragen zufolge hat Obama den landesweiten Vorsprung vor seiner Rivalin massiv ausgebaut. Binnen vier Wochen vergrößerte er seine Führung je nach Umfrage von zuvor drei auf nunmehr sieben bis 13 Prozentpunkte. Auch in Pennsylvania musste Clinton in den vergangenen Wochen deutlich an Obama abgeben und liegt nur noch knapp vor dem 46-Jährigen. Sollte auch Pennsylvania keinen klaren Sieg für einen der beiden demokratischen Bewerber erbringen, dürfte sich der innerparteiliche Kampf noch bis zum Nominierungsparteitag Ende August hinziehen. Die Wahl des neuen Präsidenten findet am 4. November statt. Für die Republikanische Partei geht Senator John McCain aus Arizona ins Rennen.

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