Das Team McCain-Palin hat die Republikaner in eine historische Wahlniederlage geführt. Jetzt rechnen die beiden miteinander ab.
In nahezu allen amerikanischen Medien wird über die Rolle von Sarah Palin bei der Niederlage diskutiert. Informanten berichten, dass es bereits vor ihrer Ernennung zur Vize-Kandidatin heftige Zweifel an der Gouverneurin von Alaska gab, die sich nun bestätigt fühlen. Eigentlich hätte ihrer Ernennung McCain einen Schub geben sollen, doch das Gegenteil war der Fall. Zuviele Patzer hat sich Palin geleistet.
Palin zu unerfahren
Angefangen haben die Probleme schon bei den
ersten Briefings der unerfahrenen Palin. Sie hatte große Probleme mit der
Allgemeinbildung, wie offenbar McCain-Gefolgsleute jetzt in die
Öffentlichkeit bringen. Zum Beispiel glaubte Palin, dass Afrika ein Land und
kein Kontinent sei. Auch hatte sie noch nichts von der Nafta, der
Freihandelszone aus den USA, Kanada und Mexiko gehört. Diese Probleme
blieben aber wenigstens vor der Wahl intern. Jetzt aber breitet man ihre
Fehler offenbar aus Rache in der Öffentlichkeit aus. Weitaus schlimmer waren
ihre Interview-Patzer, wie im Gespräch mit der CBS-Lady Katie Couric, über
das sich bereits mehrere US-Komiker lustig gemacht haben.
Kolerisch, Shopping süchtig, unpünktlich
Insider
bestätigen jetzt auch Gerüchte, wonach Palin unter Druck immer mehr
ausgeflippt sei. Sie habe mehr als einmal Mitarbeiter zum Weinen gebracht
und wild schreiend Dinge durch die Luft geworfen. Mitarbeiter von John
McCain werfen ihr jetzt auch ihre Shopping-Wut vor. Zudem sei sie ständig
unpünktlich gewesen. In der Woche vor der Wahl soll es zwischen den
Teams von Palin und McCain heftig gekracht haben.
Wütend über Sarkozy-Interview
Angesichts der drohenden
Niederlage dürften einigen Mitarbeiter die Nerven verloren haben. Aber die
Krönung dürfte wohl Palins vielbelachtes Sarkozy-Gespräch gewesen sein. In
der NY Times hat ein anonymer hoher Mitarbeiter von McCain sich wütend über
das Interview geäußert. Palin hat nicht gemerkt, dass sie nicht mit dem
französischen Präsidenten sprach, als ihr Gesprächspartner über die
Dokumentation über ihr Leben "Nailin' Pailin" (Anmerkung: Ein
Porno mit einem Palin-Double) erwähnte.
Gegenseitige Vorwürfe
Das Team von Palin lässt das alles
nicht auf sich sitzen. Man verteidigt die Gouverneurin. Das Gespräch stand
drei Tage im Terminkalender von Palin. Niemand aus dem McCain-Team nahm
Notiz davon. Das wiederum wirft das Palin-Team dem Stab McCains vor.
Gegen Ende des Wahlkampfes hätten beide Teams eigentlich nur mehr nebeneinander, nicht mehr miteinander gearbeitet. Man habe sich nicht mehr ausgetauscht, so die NY Times.
Rente für McCain
Nach der Niederlage werden wohl beide
Politiker kaum mehr eine Zukunft haben. McCain geht mit seinen 72 Jahren in
Pension, er zieht sich auf seine Farm zurück. Palin, die sich im Gespräch
mit dem Sarkozy-Imitator vorstellen konnte, 2012 Präsidentin zu werden, wird
wohl in Alaska bleiben müssen. Der Widerstand gegen sie nach dem
Katastrophen-Wahlkampf ist auf alle Fälle groß.