US-Wahlkampf

Mike Huckabee - Von der Kanzel in den Wahlkampf

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Der ehemalige Baptisten-Prediger Mike Huckabee und Ex-Gouverneur von Arkansas ist der Überraschungs-Aufsteiger bei den Republikanern.

Für einen Politiker im Wahlkampf ist es ein gutes Zeichen, wenn seine Gegner plötzlich schlecht über ihn reden. Denn nur wer als Kandidat ernst genommen wird, gibt ein lohnendes Ziel für Verbalattacken ab. Grund zur Zufriedenheit also für Mike Huckabee: Seine Mitbewerber um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner sparen seit Neuestem nicht mit Kritik an dem Baptisten-Prediger, der sich praktisch aus dem Nichts heraus in wenigen Wochen an die Spitze der Umfragen gesetzt hat. Der Überraschungs-Aufsteiger wird als Anwärter aufs Weiße Haus plötzlich sehr ernst genommen. Umfragen zufolge geht als Favorit in die ersten Vorwahlen am 3. Januar im Staat Iowa.

Volkstümliches Auftreten
Noch vor wenigen Wochen war Mike Huckabee den Wählern in den USA nahezu unbekannt. Huckabee ist 52 Jahre alt, er ist gelernter Baptisten-Pastor und regierte früher als Gouverneur den Bundesstaat Arkansas. Die letzte TV-Debatte der Republikaner nutzte Huckabee, um sich als Außenseiter zu präsentieren, der mit gewitzter Rhetorik und volkstümlichem Auftreten das Partei-Establishment herausfordert. "Es war ein langer Weg von meinem armen Elternhaus auf diese Bühne", sagte Huckabee. "Als Vertreter einer dienenden Klasse, nicht herrschenden Klasse, werde ich die normale Leute repräsentieren."

Mann mit dem großen Herz für die kleinen Leute
Mit dem Charme des Aufsteigers von ganz unten setzt sich Huckabee von seinen innerparteilichen Hauptkonkurrenten ab, New Yorks Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani und dem schwer reichen früheren Gouverneur Mitt Romney. Getragen wird Huckabees Aufstieg vor allem vom wachsenden Zuspruch der streng christlichen Wähler, deren machtvolles Wählerpotenzial für die Republikaner unverzichtbar ist. Huckabees Gegenkandidaten sind der christlichen Basis fremd geblieben: Giuliani ist zweifach geschieden, Romney ist Mormone. Huckabee wird auch deshalb stärker, weil seine Gegner Schwächen zeigen.

Huckabee im Vormarsch
In Iowa liegt er den Umfragen zufolge klar in Führung, USA-weit hat er den bisherigen Favoriten Giuliani fast überholt - und das, obwohl er kaum über Wahlkampfgeld verfügt. Diesen Mangel macht er durch Gottvertrauen wett. Huckabee preist sich in TV-Spots als "christlicher Führer" an. "Der Glaube beeinflusst mich nicht nur, er bestimmt mich", sagt er. Abtreibungen bezeichnet er als "Holocaust". Die Evolutionstheorie von Charles Darwin lehnt er ab. Homosexualität nennt er "abartig". Als Gouverneur setzte er in Arkansas eine besondere Eheform (Covenant Marriage) durch, die Scheidung nur bei schwerwiegenden Gründen zulässt. Bibelzitate durchsetzen seine Wahlkampfreden.

Eigene Partei schießt sich auf Prediger ein
Den harten Kern seiner Überzeugungen kombiniert Huckabee mit gewitzter Leutseligkeit und einem Schuss sozialpolitischen Populismus. Die Kritik seiner innerparteilichen Konkurrenten wurde in den vergangenen Tagen freilich ständig lauter: In der Außenpolitik und der Terrorabwehr habe er praktisch keine Erfahrung. Als Gouverneur von Arkansas habe er die Steuern erhöht - für viele Konservative ein Sündenfall. Ebenfalls kritisiert wird Huckabees Forderung aus den 90er Jahren, Aids-Patienten unter Quarantäne zu stellen.

"Gebt Hope eine zweite Chance"
Dass ihm plötzlich in der eigenen Partei ein scharfer Wind ins Gesicht weht, sieht Huckabee als Bestätigung. "Erst ignorieren sie dich, dann verspotten sie dich, dann attackieren sie dich, und schließlich kommen sie zu deiner Amtseinführung", scherzt er. Vielleicht ist es ein gutes Omen für Huckabee, dass er im Städtchen Hope ("Hoffnung") geboren wurde. Von dort stammt auch Bill Clinton, der sich vom Außenseiter zum Präsidenten emporarbeitete. "Gebt Hope eine zweite Chance", lautet einer von Huckabees Lieblingssprüchen.

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